Kilimandscharo by Balder Olden

Kilimandscharo by Balder Olden

Autor:Balder Olden
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gyldendalscher Verlag


Mungo will es!

Der frühe Morgen sah Isonsky, wie er allein am Tisch saß, den Boy anknurrte, wie er, das Gesicht bitter und bös gezeichnet, in seine Pflanzung lief. Da sollte gearbeitet werden, da mußte etwas gedeihen, wenn alle Weltgeschichte gegen ihn mobil war! Mochten andere Gärten und Haine in blutige Sümpfe verwandeln, gußeiserne Denkmäler schmieden, wo eine Handvoll Mais gedeihen konnte und Segen brachte! Er pflanzte! In der Zeitung von Dar-es-Salam stand, auf das Ergebnis eines Vierteljahrhunderts kolonialer Arbeit käme es heut nicht mehr an, noch auf das Leben von ein paar Hunderttausenden, noch auf Milliarden nationalen Gutes. Ihm kam es an auf ein Bäumchen, das rote Beeren tragen sollte und tragen mußte, auf jede Arbeitsstunde eines schwarzen Kindes, auf den Raubgriff, den nachts ein einziger Hundsaffe in seinen tropischen Kirschgarten tat.

Solange es dunkel war, mußte Isonsky das Trommeln und Rufen seiner Wächter hören, die er zum Schutz gegen naschhafte Bestien aufgestellt. Er erwachte, wenn es still wurde, schlich mit dem Kiboko in seine Schamba – weh’ dem Kerl, den er schlafend fand! Er prügelte drauf los, bis Wehgeschrei alles Schmarotzervolk wegscheuchte! Hielt Strafgericht um einen Stengel Unkraut, der sich unbemerkt zwischen die jüngsten Bäumchen gestohlen hatte, um eine Handvoll Beeren, die beim Abernten vergessen waren. Der Gesang seiner Arbeiter verstummte, wenn er kam. Die erntenden Kinder verkrochen sich, manche aber verrieten durch Zittern ihr Versteck.

Isonsky war krank und voll von Sorgen. Jeder Tag machte ihn kränker und böser, denn jeder Tag vermehrte sie.

Es gab keine Schiffahrt mehr, schon lagen zwei ganze Ernten unverkauft und unverkäuflich im Vorratshaus. Keine Bank lombardierte sie, die großen Firmen hatten selbst kein Geld. Dritte und vierte Kommis leiteten sie statt der eingezogenen Chefs, verstanden es nicht zu helfen, taten großspurig. Er hatte Gemüse angepflanzt, Hirse, Mais, um nur von Lohntag zu Lohntag Arbeiterfutter und die notwendigsten Rupierollen in die Tasche zu bekommen. Trotzdem hatte er schon zweimal mit leeren Händen vor seinen Arbeitern gestanden, Versprechungen gemacht, hatte sich in Beschämung gewunden. Seine fleißigen Leute vom Wanjamwesi-Stamme hatte die Schutztruppe ihm weggenommen, ohne Ankündigung waren sie plötzlich requiriert worden. Wanjamwesi, die schon seit Jahren bei ihm siedelten, fern ihrer Heimat, auf ihn angewiesen, – die hätten auch ohne Lohn noch lange weiter gedient. Jetzt hatte er nur noch Tschaggavolk, träges Gesindel, das am Kilimandscharo daheim war, auf und davon ging, wenn die Arbeit nicht mehr behagte. Bei der Verwaltung war kein Schutz – wie oft schon hatte er den Weg nach Moschi getan, wie viele Stunden und Tage im Vorzimmer des Bezirksamtmanns vergessen! »Polizei-Askari, um die Kontraktbrüchigen zurückzuholen, abzustrafen, ihm zur Arbeit wieder zuzustellen!« Es gab keine, das Bezirksamt hatte andere Sorgen . . .

Er sprudelte seinen Zorn aus, kritisierte und beschimpfte die Verwaltung, nahm kein Blatt mehr vor den Mund: daß Krieg in den Kolonien Verbrechen sei, daß pure Rauflust dazu geführt hätte, ihn anzunehmen! Sein Lieblingswort vom Studenten-Komment – er schrie es raus: »Wünsche mit Ihnen zu hängen, mein Herr!« »Hängt!«

Eine englische Regierung würde den Pflanzer nicht derart im Stiche lassen, wüßte auch in Kriegszeiten für



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