Kelwitts Stern by Andreas Eschbach

Kelwitts Stern by Andreas Eschbach

Autor:Andreas Eschbach [Eschbach, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 9783838719214
Herausgeber: Bastei Luebbe
veröffentlicht: 2013-03-06T17:00:00+00:00


Das Haus des Holzgroßhändlers Joe Duggan, selbstverständlich ganz aus Holz gebaut, stand am Ufer des Lake Superior, und vom Frühstückstisch aus hatte man einen großartigen Blick über die vorgelagerten Inseln.

»Deine Freundin aus Deutschland hat sich dieses Jahr gar nicht gemeldet«, meinte Joe an diesem Morgen zu seiner Frau. »Gabriele, du weißt schon. Sonst schreibt sie immer zu deinem Geburtstag oder ruft an.«

»Oh, sie hat gestern angerufen«, erwiderte Eva-Maria und erzählte die Geschichte vom verstauchten Arm und dem Außerirdischen.

Joe lachte, dass sein nicht unbeträchtlicher Bauch wackelte. »Das muss ich Leroy erzählen«, brachte er schließlich heraus. »Er sammelt tolle Ausreden, weißt du? Will mal ein Buch darüber schreiben, wenn er im Ruhestand ist.«

Leroy Tubbs war sein Buchhalter und ältester Angestellter, und Duggan würde es nicht leicht fallen, ihn in den Ruhestand gehen zu lassen. Die Geschichte von der Lehrerin aus Stuttgart, Deutschland, die von einem Außerirdischen so erschreckt worden war, dass sie vom Fahrrad stürzte und zum Arzt musste und deshalb am Geburtstag ihrer Freundin nicht anrufen konnte, erzählte er ihm, während sie beide nebeneinander in der Toilette standen und ihr Geschäft verrichteten, und Leroy amüsierte sich prächtig, wie Joe Duggan es geahnt hatte.

Von den beiden unbemerkt, hatte George Bell, ein schmächtiger Lehrling, der an diesem Tag keine rechte Lust zu arbeiten hatte und sich deshalb so lange und so oft wie möglich auf die Toilette verdrückte, ihre Unterhaltung mitgehört. Zumindest Teile davon. George Bell hatte öfter keine rechte Lust zu arbeiten, weil er öfter sehr müde war. Und er war öfter sehr müde, weil er die Nächte damit verbrachte, stundenlang im Internet zu surfen, und zu entsprechend wenig Schlaf kam. Als er an diesem Abend heimkam, schaltete er sofort den Computer an und platzierte die Geschichte, ein wenig abgeändert und ausgeschmückt, in einschlägigen Newsgroups, die sich mit Außerirdischen, UFOs und ähnlichen Phänomenen befassten.

Im Lauf der nächsten vierundzwanzig Stunden erfuhren mehrere Tausend Menschen überall auf der Welt, dass eine Grundschullehrerin in Stuttgart, Deutschland, von einem Außerirdischen angefallen und verletzt worden war.

Etliche glaubten es sogar.



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