Keltenzorn by Aechtner

Keltenzorn by Aechtner

Autor:Aechtner
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-01-30T05:00:00+00:00


NEUN

Daniel lief um die Villa herum, um zu sehen, ob sich hinter einem der Fenster etwas regte.

»Herr Kaltwasser, sind Sie da?« Er hatte bereits an der Haustür geschellt, doch niemand hatte aufgemacht.

Mara folgte ihm auf dem Fuß. »Vielleicht macht er nur rasch ein paar Besorgungen.«

Daniel nickte. »Dann sollte er sich besser beeilen.«

Es war ein Kinderspiel gewesen, einen Finanzberater namens Kaltwasser in Frankfurt zu finden. Er hatte sein Smartphone gezückt und ruck, zuck die Nummer des Büros gehabt. Die Sekretärin erzählte ihm, dass der Chef sich zwei Tage freigenommen hatte. Daraufhin hatte er sich die Privatadresse geben lassen.

Nun sind wir hier, und der Vogel ist ausgeflogen.

Während der Fahrt hatte er mit Mara überlegt, welche Rolle Felix Kaltwasser in Annas Leben gespielt haben mochte. Das Foto war diesbezüglich nicht ganz eindeutig zu interpretieren. Wann und wo war es aufgenommen worden? Zeigte es zwei gute Freunde oder zwei junge Verliebte, die in die Kamera strahlten?

Sie hatten nun die Rückseite der Villa erreicht und standen unter der Terrasse, die von mehreren Säulen getragen wurde. Vor ihnen lag das große, steil abfallende Grundstück, die weite Rasenfläche war nur hier und da von Beeten und Büschen durchbrochen. Alles sah sehr gepflegt aus.

Der Typ hat bestimmt einen Gärtner für diesen Park.

»Da rauscht doch irgendetwas«, sagte Mara.

Sie hatte recht. Irgendetwas brodelte rhythmisch über ihren Köpfen.

»Klingt wie sprudelndes Wasser.« Er blickte zur Terrasse hoch, von wo das Geräusch kam. »Komm, wir sehen mal nach.«

Er stellte sich neben eine der Säulen und verschränkte seine Hände zur Räuberleiter. Mara zögerte einen Moment, dann streifte sie ihre Sneaker ab und setzte einen Fuß hinein. Sie zog sich am Terrassengeländer hoch und schwang sich über die Brüstung.

Kurz darauf hörte er ihren Schrei. Mit einem Sprung kriegte er den Terrassenabschluss zu fassen, hangelte sich hoch und kletterte hinter ihr her.

Auf der Terrasse stand ein Whirlpool, in dem kleine Strahler wechselnde Farben erzeugten. Rötliches Gelb, rötliches Violett, rötliches Grün. Ein Mann lag nackt im Wasser. Sein feines, dünnes Haar glitzerte wie Nylonfäden, während um ihn herum dicke Blasen aufstiegen.

Es roch nach Eisen.

Blutschorle. Dieser verdammte Geruch verfolgt mich.

Er spürte, wie sein Magen rebellierte, und verfluchte sich. Um weniger von dem Blutgeruch mitzukriegen, atmete er unauffällig durch den Mund.

Jetzt nur nicht schlapp machen.

Der Mann, der in dem bunten Wasser lag, war tot. Seine verquollenen Augen starrten auf einen Punkt am Himmel. Gesicht und Lippen waren aufgedunsen, die Haut blaurot unterlaufen, dennoch waren die Gesichtszüge noch gut zu erkennen.

»Das muss Kaltwasser sein«, sagte Mara. Sie zitterte und schlang die Arme um ihren Oberkörper.

Daniel nickte. »Wir kommen zu spät.«

Sie wandte den Blick ab. »Wie lange liegt er schon dadrin?«

»Höchstens vierundzwanzig Stunden. Gestern Nachmittag hat er noch mit seiner Sekretärin telefoniert.«

Er tastete nach seinem Handy und ging ein paar Schritte über die Terrasse, während er die SOKO informierte. Die Bewegung tat ihm gut, sein Kreislauf kam wieder in Schwung, und der Blick in die grüne Landschaft war angenehm beruhigend.

Was für eine Aussicht der Kerl hatte. Und was für einen Palazzo.

Die Terrassentür war angelehnt. Vielleicht war der Mörder noch im Haus?

Daniel



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