Keltengrab by Patrick Dunne

Keltengrab by Patrick Dunne

Autor:Patrick Dunne
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2013-08-29T22:00:00+00:00


29

Während die Frau Carew mit sich fortzog, stimmten die Sänger eine herzhafte Version von »Ding Dong Merrily On High« an. Ich sah mich nach Finian um, der anscheinend in einen anderen Raum geschlendert war, während ich mich mit dem Professor unterhalten hatte. Ich drängte mich durch die Menge, um näher an die Sänger heranzukommen, und trank gerade von einem neuen Glas Wein, als mich jemand in den Rücken stieß. In dem Glauben, es sei Finian, drehte ich mich um und stellte überrascht fest, dass mich ein Exfreund von mir angrinste.

»Hallo, Tim«, sagte ich knapp und wandte mich wieder den Sängern zu.

Er stieß mich erneut, aber ich reagierte nicht. Dann spürte ich seinen Atem an der Wange, als er sich zu mir beugte, um etwas zu sagen.

»Du siehst großartig aus«, flüsterte er.

Ich nickte nur und blickte starr geradeaus. Tim Kennedy und ich hatten uns vor mindestens drei Jahren getrennt. Die Trennung war nicht freundschaftlich verlaufen. Auch wenn wir nicht zusammengelebt hatten, war es eine sehr leidenschaftliche Affäre gewesen. An den meisten Wochenenden war er von Dublin nach Castleboyne gekommen, oder wir waren zusammen weggefahren, manchmal in irische Landhäuser, gelegentlich nach London oder Paris. Bis ich schließlich herausfand, dass Tim die Woche über eine Beziehung zu seiner Sekretärin unterhielt, die es zu tolerieren schien, dass er an den Wochenenden aus ihrem Leben verschwand.

»Ich habe mit Karen Schluss gemacht«, murmelte er in mein Ohr.

Diesmal zuckte ich zurück, um anzuzeigen, dass ich dem Lied lauschen wollte. Aber Tim schob seine schmale, kantige Gestalt zwischen mich und ein älteres Paar, mit dem ich den engen Raum zwischen zwei Sofas teilte. Ich würde ihm irgendwie entfliehen müssen.

»Ja, es ist alles vorbei«, fuhr er ungeachtet meines Mangels an Interesse fort. »Wie sieht es bei dir aus? Gibt es irgendwas Neues in deinem Liebesleben?«

Ich wollte gerade zu einer sarkastischen Bemerkung ansetzen, als ich Finian ein kurzes Stück entfernt stehen sah. Das Lied ging zu Ende. Das war meine Chance.

»Ich muss weiter, Tim, tut mir Leid.«

Finian sah mich, lächelte und hob sein Glas.

Hinter mir hörte ich Tims Stimme. »Dann geh doch zurück zu Daddy.«

Es war, als hätte er mir ein Messer in den Rücken geworfen. Er hatte immer behauptet, ich würde zu sehr an meinem Vater hängen und meine Freundschaft mit Finian sehe verdächtig nach einer Ersatzbeziehung aus. Hätte jemand anderer diese Bemerkung gemacht, wäre ich mit einem Achselzucken darüber hinweggegangen. Aber bei ihm tat es weh. Die Wunde, die er hinterlassen hatte, war offenbar noch immer nicht verheilt.

»Was ist los?«, fragte Finian, als ich bei ihm war.

»Ach, nichts«, log ich.

»War das nicht Tim Kennedy?« Finian war ihm ein, zwei Mal begegnet. »Hat er etwas gesagt, das dich aufregt?«

»Er hat zu viel Wein getrunken«, antwortete ich.

Ich schaute hinüber, wo Tim gestanden hatte. Er war verschwunden. Ich umarmte Finian. In all der Zeit, die ich ihn kannte, hatte er nie etwas gesagt, das mich verletzte. Er konnte kritisch sein, gelegentlich schlecht gelaunt, sogar mürrisch, aber nie beleidigend.

»Zeit zu gehen, was meinst du?«

»Warten wir noch, bis die Lieder beendet sind.«

»Noch ein Glas Wein?«

Ich bejahte, und er ging es holen.



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