Keine Milch fuer Cameron by Martin

Keine Milch fuer Cameron by Martin

Autor:Martin
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-01-30T05:00:00+00:00


Kapitel 7

Der braune Hund und die schwarze Katze, sie nahmen zusammen am Eßtisch Platz, wobei der Tisch unser Picknicktisch war, den Hal und Lori (es war ganz sicher nicht Harry gewesen) aus unerfindlichen Gründen aus dem Garten hinter dem Haus auf den Rasen vor dem Haus geschleppt hatten, und es sich bei dem einträchtigen Tierpaar auf dem Tisch um Pat und unsere buntscheckige Katze handelte. Als ich aus dem Wagen stieg, stupste Pat, der alte Angeber, die Katze an. Seine Message war eindeutig. »Lauf weg, damit ich dich jagen kann.«

Die Katze gähnte überaus herzhaft, zeigte ihre Zunge, ihren rosa und schwarz gefleckten Gaumen und zirka fünfhundert von ihren Zähnen. Ihre Antwort war ebenfalls klar: »Weglaufen ist langweilig.«

Pat warf mir einen frustrierten und ziemlich unschlüssigen Blick zu. »Ich kann dir auch nicht helfen«, sagte ich zu ihm.

Als ich auf die Haustür zuging, sprang die Katze vom Tisch und fiel in einen halbherzigen leichten Galopp. Pat fegte vom Tisch und hinter ihr her, worauf sie prompt den nächstbesten Mesquitbaum hinaufflitzte, der nur knapp zwei Meter vom Picknicktisch entfernt stand. Pat setzte sich abrupt hin und starrte entgeistert in den Baum. Völlig ausgeschlossen, daß er da hinaufkam. Ich konnte mir schon nicht vorstellen, wie er es überhaupt auf den Picknicktisch geschafft hatte; er ist ein äußerst kräftiger Hund, aber absolut unsportlich.

Die Katze ärgert also nicht nur Babys. Sie ärgert auch Hunde.

Drinnen angekommen, stellte ich verwundert fest, daß Cameron trotz der fortgeschrittenen Tageszeit noch nicht aus Leibeskräften schrie. Hal und Lori saßen vor dem Fernseher und spielten irgendein Nintendospiel. Umsichtigerweise hatten sie den Laufstall zwischen sich vor den Fernseher gezogen. Cameron schien völlig fasziniert von den Farben, dem Klicken und den Soundeffekten.

Harry hatte seine Funkgeräte nicht eingeschaltet; anscheinend war ihm nicht danach gewesen, in Konkurrenz zu einem Videospiel zu treten. Er saß auf der Couch und blätterte in seiner neuesten Survival-Reklamepost, einem Katalog mit »Outdoor- und Actionzubehör«. Er stand auf und sagte: »Es tut mir so leid, Schatz.«

Natürlich brach ich in Tränen aus.

Hal und Lori schalteten das Videospiel ab und verdrückten sich in Hals Zimmer. Natürlich fing Cameron prompt an zu weinen. Ich hob ihn hoch und setzte mich auf die Couch.

Lori ist übrigens nicht bei uns eingezogen. Aber ihre Mutter, eine Polizeibeamtin und Witwe eines Polizeibeamten, war zu einem dreiwöchigen Kursus an der Polizeiakademie in Austin geschickt worden. Hal und Lori hatten viele und ihrer Meinung nach unwiderlegbare Argumente vorgebracht, warum Lori diese drei Wochen bei uns verbringen und in Vickys und Beckys altem Zimmer schlafen könnte, die inzwischen beide geheiratet hatten und ausgezogen waren, aber Loris Mutter und ich lieferten noch mehr und noch stärkere Argumente dafür, daß dies eine sehr, sehr, sehr schlechte Idee sei. Wir trugen aufgrund elterlicher Autorität den Sieg davon, nicht aufgrund logischer Einsicht, der sich kein Teenager je ergibt. Jedenfalls wohnte Lori jetzt bei ihrer Tante, rund sechs Straßen weiter, und Lori ging immer erst zum allerspätesten Zeitpunkt dorthin.

Also sah ich Lori in dieser Woche weit häufiger als normal, und selbst normal ist schon ziemlich oft.

Halb sechs. In ungefähr dreißig Minuten würde Cameron sein Abendessen einfordern.



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