Keine Ferien ohne Pferde by Pullein-Thompson C

Keine Ferien ohne Pferde by Pullein-Thompson C

Autor:Pullein-Thompson C. [C., Pullein-Thompson]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-25T23:00:00+00:00


„Die Ponys sind ganz friedlich“, meinte James, als sie die Koppel erreicht hatten.

„Wie viele sind es?“

„Drei – Northwind, Dawn und Tango. Eigentlich wollte Audrey sie auf die Weide neben der Reitschule bringen. Aber wir konnten sie zum Glück überreden.“

„Wo verstecken wir uns?“ Ivor sah sich suchend um.

Es war inzwischen ziemlich kühl geworden. Dunkle Wolken überzogen den blassen Abendhimmel, und aus den Brombeersträuchern klangen fremde, ungewohnte Geräusche zu ihnen herüber. Ein paar Vögel rührten sich in den Zweigen und zwitscherten schläfrig, wie Menschen, die leise im Schlaf sprechen.

„Wir hocken uns hinter das Brombeergebüsch“, sagte Nicholas. „Dort kann uns niemand sehen.“ Er fröstelte ein wenig und dachte an das gemütliche Wohnzimmer zu Hause und an die weichen Sessel vor dem Fernseher. Bestimmt hatte sein Vater inzwischen den Apparat eingeschaltet, und Watchman, der Boxer, lag zu seinen Füßen und schlief.

„Schnell!“, raunte Ivor. „Ich habe Motorräder gehört. Sie können jeden Augenblick hier sein.“

„Bloß keine Panik.“ Nicholas tat sehr gelassen. „Wenn wir jetzt nervös werden, haben die Typen leichtes Spiel mit uns.“

„Hast du nicht eben erst gesagt, die kämen überhaupt nicht?“ James grinste ironisch. „Dann ist das hier vielleicht doch keine Zeitverschwendung.“

„Geht das schon wieder los?“ Ivor verdrehte die Augen. „Ihr seid wie zwei Kampfhähne. Könnt ihr nicht wenigstens heute Abend mal euren Streit vergessen?“

Sie bahnten sich einen Weg durch die Brombeerranken. Es war inzwischen wieder ruhig geworden. Kein Geräusch war zu hören, nicht einmal die Vögel rührten sich in den Zweigen. Nach einer Weile rumpelte unten am Bahndamm ein Güterzug über die Schienen, und irgendwo, weit entfernt, bellte ein Hund.

„Ich habe auch schon einmal bequemer gesessen“, maulte Nicholas. „Diese Brombeerranken kratzen ganz ordentlich.“

„Tatsächlich?“ James hob spöttisch die Augenbrauen. „Ich fühle mich ganz wohl.“

Am Rande der Straße hatten die Mädchen sich hinter einem Erdhügel versteckt. Sie lagen flach auf dem Bauch und kauten an einem Grashalm.

„Willst du dich nicht auf meine Regenjacke legen, Stella?“, flüsterte Jocelyn. „Das Gras ist ziemlich feucht.“

„Nein, danke. Es geht schon.“

„Ich kann das Meer hören“, sagte Anne nach einer Weile.

„Ich auch …“

„Das Warten ist das Schlimmste. Ich wünschte, sie kämen bald.“

„Wenn sie kommen, holen Stella und ich die Polizei“, entschied Bromwyn. „Wir laufen am schnellsten.“

„Und wir anderen versuchen, sie abzulenken. Wir müssen Zeit gewinnen.“

„Aber wie?“

„Wir laufen zu den beiden Bäumen hinüber. Vielleicht folgen sie uns.“

„Vielleicht …“

„Ich friere allmählich.“ Stella schüttelte sich.

„Aber es kann noch Stunden dauern.“

„Vielleicht kommen sie gar nicht.“

„Psst! Was war das?“

„Was? Ich habe nichts gehört.“

Für eine Weile lagen sie stumm da und warteten.

„Nicholas hat sich eine Zigarette angezündet.“ Bromwyn rümpfte die Nase. „Ich kann den Tabak bis hierher riechen.“

„Der Gestank der Motorräder wird schlimmer sein. Wenn sie kommen, wird hier alles nach Benzin riechen.“

„Wenn sie kommen …“

„Und dafür habe ich nun meine Lieblingsserie verpasst!“ Jocelyn verdrehte die Augen.

„Mach dir nichts draus!“, tröstete Anne. „Diesmal ist ohnehin nichts Besonderes passiert.“

„Wie spät ist es?“

„Fünf vor neun.“ Bromwyn holte die Thermoskanne hervor. „Was haltet ihr von einem heißen Kaffee? Aber wir haben nur einen Becher.“

„Mir ist gerade eingefallen, dass ich in diesen Ferien überhaupt noch nicht geritten bin“, stellte Jocelyn fest. „Das ist ungerecht!“

„Eben – und genau deshalb sitzen wir hier.



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