Keine Experimente (German Edition) by Feldenkirchen Markus

Keine Experimente (German Edition) by Feldenkirchen Markus

Autor:Feldenkirchen, Markus [Feldenkirchen, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Kein und Aber
veröffentlicht: 2013-06-25T22:00:00+00:00


ELF

Das Urlaubsziel war nicht seine Idee gewesen. »Wenn du eine Frau mal so richtig beeindrucken willst, gibt es im Grunde nur eine Option«, empfahl sein Parteikollege, der Abgeordnete Fliegenberg. Kallenberg hatte den Tipp eher beiläufig zur Kenntnis genommen, bislang hatte es keinen Anlass gegeben, seine Frau mal so richtig beeindrucken zu wollen. Er hatte dies auch ohne die Malediven geschafft, ganz einfach, weil er sie liebte.

Zudem hatte sich Frederik die berechtigte Frage gestellt, was gerade er auf diesen Inseln zu suchen habe. Obwohl er sich nie mit den Malediven beschäftigt hatte, ahnte er, dass er dort nicht hingehörte. Fuhren da nicht die Reichen und Schönen hin, die sogenannte Champagner-Fraktion? Er war weder reich noch hielt er sich für schön. Und Champagner kaufte er äußerst selten, und wenn, dann den günstigen von Aldi, von dem es hieß, er sei genauso lecker wie die teuren. Und darauf kam es doch schließlich an.

»Auf den Malediven seid ihr allein mit dem Sand und dem Meer«, hatte Fliegenberg geschwärmt. »Da könnt ihr den lieben Gott mal einen guten Mann sein lassen.« Kallenberg hatte das mit Gott und dem guten Mann nie richtig verstanden, er wusste aber, wie sehr seine Frau den Strand liebte. Während ihres alljährlichen Sommeraufenthalts auf Norderney konnte sie stundenlang im Sand sitzen und auf das Meer schauen, selbst wenn es regnete. »Es gibt solche und solche Strände«, hatte Fliegenberg noch hinterhergeschoben. Die Malediven seien »das Jerusalem unter den Stränden, ums mal in deiner Kirchensprache zu sagen. Strandiger gehts nicht.«

Vor fünfzehn Jahren, als Julia und Frederik geheiratet hatten und das Geld für eine spektakuläre Hochzeitsreise fehlte, hatten sie sich damit getröstet, dass man solche Reisen ja auch später noch machen könne, zum Zehnjährigen etwa, nun stand das Fünfzehnjährige vor der Tür. Vor einem halben Jahr war Frederik eines Samstagmorgens nach Attendorn zum Reisebüro Henkel gefahren, wo er jedes Jahr die Bahnfahrt nach Norderney und drei Wochen Halbpension in der »Pension Friesenhuus« buchte. Die Inhaberin, Frau Henkel, hatte ihn wie immer mit »Schau an, der Herr Kallenberg! Gehts wieder an die Nordsee?« begrüßt und wäre trotz breiter Armlehnen fast von ihrem Stuhl gekippt, als ihr Kunde – sich umsehend, dass niemand mithörte – mit den Malediven um die Ecke kam.

Er hatte Frau Henkel von der aufgeschobenen Hochzeitsreise erzählt, und allmählich begriff sie, dass Kallenberg es ernst meinte. Endlich würde ihr ganzes Können zur Geltung kommen, was bei der Buchung eines »ruhigen Zimmers« in der »Pension Friesenhuus« nur eingeschränkt der Fall war. Kallenberg war ihr einziger Kunde, der die Buchung eines Zimmers noch über das Reisebüro vornahm. Beflügelt von der neuen Ausgangslage und der Aussicht auf guten Umsatz, zog Frau Henkel nun die Kataloge aus dem Regal. »Für eine Hochzeitsreise bietet sich das natürlich mustergültig an.«

Kommen Sie auf die Malediven, solange es sie noch gibt, stand auf der ersten Seite des Katalogs. Frau Henkel, die Kallenbergs stutzigen Blick bemerkte, kommentierte: »Klimawandel und so.« Sie erklärte ihm, dass der höchste Punkt der Malediven gerade zwei Meter über dem Meeresspiegel liege. Schließlich buchte er einen zehntägigen Aufenthalt auf der Resortinsel Mendaruhfushi, fünf Sterne mit Halbpension.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.