Katerstimmung (German Edition) by Reinartz Philipp

Katerstimmung (German Edition) by Reinartz Philipp

Autor:Reinartz, Philipp [Reinartz, Philipp]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644493117
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2013-05-01T22:00:00+00:00


Im Hostel frage ich als Erstes, wo das Luna Mar ist. Ich bin schon erleichtert, als der Junge hinterm Tresen einen Stadtplan hervorkramt. Ana habe ich in letzter Zeit auch dauernd irgendwo erwartet, um dann zu erfahren, dass sie gar nicht da ist. Es hätte mich nicht gewundert, wenn das Luna Mar in Sevilla wäre. Oder auf dem Mond.

Ich bekomme eine Papierkarte Barcelonas mit einem dicken Kringel direkt am Strand. Diese wilde Spanierin. Das ist doch kein Zufall, dass sie für unser Wiedersehen einen Beach Club vorsieht. Ich sehe mich schon morgen früh kopfüber von einer Palme hängen. Ohne Gedächtnis, aber mit Gulu Gulu am Bambolino.

Nervös wie ein 13-Jähriger um Mitternacht wähle ich die Kölner Festnetznummer. Bitte, Papa, lass mich noch ein bisschen bei der Party bleiben.

«Thomann.»

«Klaus, ich bin’s, Max. Was war denn da mit dem Tomatina-Beitrag?»

«Ah, unser Undercover-Agent.» Seine Laune ist schon wieder so gut, dass ich seinen Finger nahe der Lautsprechertaste befürchte. «Das wollte ich eigentlich dich fragen.»

«Was?»

«Bei uns hat eine ganz verstörte Frau angerufen, die meinte, dass sie ihren spanischen Opa in dem Stück gesehen hat.»

«Ja, kommt vor. Da waren viele ältere Leu…»

«Schon, aber der schaut sich die Tomaten längst von unten an. Sie sagt, der sei seit fünf Jahren tot.»

Mit einem langgestreckten «Waaaas?» versuche ich meine vorgetäuschte Überraschung auszudrücken.

«Ich dachte ja nur, vielleicht gehört es zu deiner geheimen Mission, Tote zum Leben zu erwecken.»

«Ja, äh, nee, äh, weswegen ich anrufe: Ich bin hier auf einige super interessante Themen gestoßen, die vielleicht was für die News wären.» Klaus antwortet erst einmal nicht. «Ich hatte da zum einen an so was in Richtung ‹Arbeiten, wo andere Urlaub machen – die verrücktesten Strandjobs des Sommers› gedacht. Weil hier echt schräge Typen …»

«Never. Wir hatten gestern schon die peinlichsten Nebenjobs der Welt drin, das reicht erst mal. Hast du die Sendung nicht gesehen?»

«Ja, nee, da gab es verschiedentlich technische …»

«Noch was?»

«Ja. Und das ist wirklich eine krasse Geschichte. In Barcelona laufen mittlerweile überall Nacktjogger rum.» Keine Reaktion. «Sicher so 40 bis 50 am Tag. Und da gibt’s hier massiv Protest dagegen. Wir haben auch deutsche Interviewpartner gefunden.»

«Wer sind wir und was macht ihr in Barcelona?», fragt Klaus irritiert.

«Ja ich und ein … anderer … investigativer Journalist, der … auch wegen dieser großen Geschichte, von der ich dir ja …»

«Anyways, das brauchen wir auch nicht. Mit nackten Leuten vor 22 Uhr müssen wir aufpassen. Wir haben schon genug Stress mit der Landesmedienanstalt. Sonst noch was? Oder darf ich dich morgen wieder hier begrüßen?» Scheiße. Die Kratzbürste ist auf Krawall gebürstet. Was hab ich denn noch?

«Da gibt’s noch so eine andere Geschichte.»

«Ja?»

«Eine … eine Schulklasse. Von einem Mädcheninternat. Da hat eine Krebs. Und jetzt wollen die anderen der die Herz-OP bezahlen, weil die sehr teuer …»

«Die hat Herzkrebs?»

«Was? Äh, ja. Das ist ganz selten und ganz, ganz schwierig da … jedenfalls haben die erst so einen Nacktkalender gemach…»

«Schon wieder Nackte?»

«Gemacht haben wollen. Haben die dann doch nicht. Wegen … Protesten. Und dann haben die sich überlegt, Cheerleader zu werden beim Basketballteam vom FC Barcelona.



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