Kater Brown und die tote Weinkönigin by Ralph Sander

Autor:Ralph Sander [Sander, Ralph]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2017-03-14T16:00:00+00:00

6. Kapitel

„Sehr interessant, was diese Miriam Kantner alles erzählt“, sagte Tobias, nachdem er einen Schluck Kaffee getrunken hatte. Dann widmete er sich seinem Dessert, bei dem es sich, dem rustikalen Ambiente des Roten Ochsen entsprechend, um ein Fürst-Pückler-Eis handelte. In Sachen Einrichtung und Speisekarte schien das Lokal irgendwann in den Siebzigern in eine Zeitschleife geraten zu sein, aus der es bis heute nicht mehr herausgekommen war. Das Kuriose daran war, dass gerade das ein besonderes Ambiente hervorrief und bei Besuchern, die alt genug waren, um diese Zeit noch miterlebt zu haben, für nostalgische Gefühle sorgte. Für alle anderen, die nach dieser Ära geboren waren, hatte es etwas von einem Museumsbesuch, wenn man dort essen ging.

„Vielleicht hat die ganze Familie gemerkt, dass bei Monika was nicht stimmte, und vielleicht haben alle den gleichen verkehrten Schluss gezogen wie die Kantner.“

Tobias zuckte mit den Schultern. „Dann wäre es doch sinnvoller gewesen, wenn jemand Monika darauf angesprochen hätte, um ihr zu helfen.“

„Theoretisch hast du recht“, stimmte sie ihm zu. „Aber in der Praxis scheitert so was leicht an zwei Dingen. Entweder werden in dieser Familie Probleme beharrlich totgeschwiegen – in der Hoffnung, dass sie sich irgendwann von selbst erledigen. Oder Monika hat alles abgestritten und sich auf keine Diskussion eingelassen.“ Sie hob ratlos die Hände hoch. „Wenn alles totgeschwiegen wird, kriegen wir aus denen gar nichts raus. Ganz abgesehen davon, dass ja ohnehin keiner mit uns reden muss. Wir sind nicht von der Polizei, wir sind bloß Journalisten …“

„Du bist Journalistin“, korrigierte Tobias sie grinsend. „Ich bin Multimillionär.“

„Stimmt, das hatte ich ganz vergessen. Setzt du mich wenigstens als deine Universalerbin ein?“

Er verzog den Mund. „Ich weiß nicht, ob das meiner Frau gefallen wird.“

„Du bist verheiratet, ohne mir etwas davon zu sagen – und bringst mich dazu, mit dir zusammen auszugehen und zu Mittag zu essen? Ich bin schockiert“, sagte Alexandra und setzte dabei eine betont gelangweilte Miene auf. „Aber ernsthaft: Du hast recht: Ich bin Journalistin. Es ist mein Beruf, Fragen zu stellen. Und genau das werde ich jetzt tun!“

„Und ich kann mir als exzentrischer Multimillionär noch ganz andere Fragen und Äußerungen erlauben“, ergänzte Tobias. „Ich sollte mal eine Reportage darüber schreiben, wie leicht man andere Leute nach seiner Pfeife tanzen lassen kann, wenn die glauben, dass sie einen steinreichen Typen vor sich haben, der ihnen vielleicht einiges von seinem Geld überlässt.“

„Apropos Multimillionär“, sagte sie. „Außer dieser Bemerkung über den großen Knall, durch den sich die Fehde möglicherweise beilegen lässt, hat diese Frau Buddinger aber nichts Brauchbares erzählt, was uns irgendwie weiterhelfen könnte, oder?“

„Hab ich dir doch vorhin alles schon erzählt.“

„Ja, weiß ich“, gab sie ein wenig ungeduldig zurück. „Ich hatte bloß gehofft, dass dir vielleicht doch noch was eingefallen ist.“

Er schüttelte den Kopf. „Das Einzige, was bei dieser Frau auffiel, war ihre widersprüchliche Einstellung: Einerseits scheint sie ein Ende dieser Fehde wirklich herbeizusehnen, andererseits ist sie felsenfest davon überzeugt, dass die Philipps den ersten Schritt machen müssen – und das, nachdem deren Tochter ums Leben gekommen ist.“

„Ein Problem bei der ganzen Sache ist,

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