Kate Ivory - 11 - Der Tod kommt rasch in Oxford by Stallwood Veronica

Autor:Stallwood, Veronica [Veronica, Stallwood]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-05T05:00:00+00:00

»Tatsächlich?« Kate selbst fand die Geschichte eher langweilig.

»Ja, ehrlich. Ich hatte bisher noch nie das Glück, eine professionelle Autorin zu treffen. Im Studium sprechen wir meist über längst verstorbene Schriftsteller und konzentrieren uns auf den Text. Aber ich wüsste wirklich gern, was im Kopf eines Autors vorgeht.«

»Eigentlich nichts wirklich Kompliziertes«, entschuldigte sich Kate.

»Oh, ich denke doch. Man muss sich doch nur den Prozess vor Augen führen: Ein Autor bedient sich am Rohmaterial seines eigenen Lebens und verwandelt es in Kunst.« Sie hielt inne, als ob sie sich ihrer Begeisterung schäme. Oder vielleicht glaubte sie auch nur, dass sie zu viel von dem preisgegeben hatte, was sich in ihrem eigenen Kopf abspielte.

»Wir sollten uns einmal auf einen Kaffee oder meinetwegen auch einen Imbiss treffen und unsere Notizen vergleichen«, schlug Kate vor.

»Würden Sie das wirklich machen?«

»Im Augenblick habe ich noch alle Hände voll zu tun, weil ich gerade mein Haus renoviere«, erklärte Kate und sah, wie das Interesse in Daisys Augen erlosch, als wäre sie nicht an einer Autorin interessiert, die sich mit derart profanen Arbeiten abgab. »Aber wir sollten unbedingt in Verbindung bleiben.«

»Es war sehr interessant, mit Ihnen zu plaudern«, sagte Daisy und blickte verstohlen auf ihre Uhr. Offenbar hatte sie Kate jetzt genug Aufmerksamkeit gewidmet. »Leider müssen wir jetzt gehen. Wir sind mit ein paar Leuten verabredet und wollen uns darüber unterhalten, was seit dem letzten Semester so passiert ist.« Kate hatte das Gefühl, dass die muntere Person, mit der sie noch vor wenigen Sekunden gesprochen hatte, verschwunden war und an ihrer Stelle wieder das wohlerzogene, kleine Mädchen stand.

»Es war nett, Sie kennengelernt zu haben, Daisy«, antwortete sie. »Ich wünsche Ihnen viel Glück bei Ihrer literarischen Karriere.«

Bei diesen Worten flackerte etwas in Daisys Blick auf. Hohn? Wahrscheinlich nicht. Doch ihr Gesicht wirkte plötzlich nicht mehr hübsch. Sie ist wie eine Figur aus dem Märchen, dachte Kate. Auch wenn ich nicht genau weiß, ob eine gute oder böse.

Das Mädchen lächelte noch einmal scheu und wandte sich dann wieder ihren Freunden zu. Kate ging. Vor einem Tablett mit Lachsbrötchen blieb sie stehen und tat, als interessiere sie sich für einen Snack. Sie hoffte, noch ein paar Worte von der Unterhaltung der jungen Leute aufschnappen zu können, und wurde nicht enttäuscht.

»Daisy, unsere Literaturschaffende«, sagte Rebecca sanft.

»Immer für eine Geschichte gut«, fügte Tom hinzu.

»Zukünftige Gewinnerin des Literaturpreises.«

»Eine Karriere als Drehbuchautorin in Hollywood ist dir sicher.«

»Faith Beeton nimmt mich ernst«, verteidigte sich Daisy.

»Faith Beeton nimmt alles und jeden ernst«, trumpfte Tom auf.

»Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der alle Dinge so bierernst nimmt wie unsere Mrs. Beeton«, setzte Rebecca noch eins drauf.,

Nur Kate wusste, wie sehr Faith es gehasst hätte, so charakterisiert zu werden. Ihr persönlich fiel nur eine Eigenschaft ein, die ihr an Faith nicht gefiel: Faith war eine katastrophal schlechte Köchin. Kate nahm sich ein kleines, in Räucherlachs gewickeltes Päckchen Lachsmousse vom Tablett und sah sich nach Faith um. Dabei stellte sie fest, dass Daisy und ihre beiden Freunde gerade den Saal verließen. An der Tür gesellte sich eine hochgewachsene, junge Frau mit asymmetrisch geschnittenem, knallrotem Haar und einem tiefen V-Ausschnitt zu ihnen.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.