Kanaken-Gandhi by Osman Engin

Kanaken-Gandhi by Osman Engin

Autor:Osman Engin
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-12-15T23:00:00+00:00


Donnerstag, 21. Juni, 11:50 Uhr

Es sind nicht mal zwei Tage vergangen, seitdem ich beim Medikamententest meinen Kopf an die Laborwände geknallt habe. Und jetzt sitze ich schon wieder dem Kerl gegenüber, dessen Idee das war: Arbeitsamt-Necmeddin!

Nach der verpatzten Zweittrauung mit meiner Junkiebraut Karin hat mich meine Exfrau Eminanim höchstpersönlich hier im türkischen Männercafe abgeliefert. Sie hat mir gedroht, ich solle mich ohne Arbeit besser nicht zu Hause blicken lassen. Und sei es diesmal sogar als Testperson für Rattengift.

Eminanim selbst hat sich auf den Weg zu Frau Kottzmeyer-Göbelsberg gemacht. Ich glaube, sie ist sogar noch nach Hause gefahren, um sich den roten Leder-Minirock von Frau Tanja auszuleihen. Damit sie doch noch drankommt, so kurz vor zwölf Uhr mittags. Aber ich bin immer noch der Meinung, dass ihre knielangen Baumwoll-Unterhosen dem Minirock die Show stehlen.

»Du, Osman, das mit der Spritze tut mir echt leid. Das konnte ich nicht wissen. Da kann man nichts machen, das ist unkalkulierbares Berufsrisiko«, meint Arbeitsamt-Necmeddin trocken. »Ich hab’ wirklich geglaubt, die würden dir Tabletten geben. Die hättest du dann ja heimlich wegschmeißen können«, sagt er und bestellt sich schon wieder einen Tee auf meine Kosten.

»Der Job war nicht so einfach, wie du mir erzählt hast. So wie die Ärzte da drauf sind, hätten die mir die Tabletten auch eigenhändig in die Speiseröhre reingedrückt.«

»Osman, reden wir mal über was anderes. Was für einen Job willst du denn diesmal haben?«

Ich verschweige das mit dem Rattengift und sage: »Ganz einfach, irgendeine angenehme Arbeit mit viel Geld in sehr kurzer Zeit.«

»Ja, schauen wir mal nach. Hier hätte ich einen guten Job für dich. Das ist eine Adresse, da brauchst du nur ein bisschen Staub zu wischen.«

»Herr Necmeddin, unter uns stolzen Männern gesagt, ist Staubwischen nicht würdelose Frauenarbeit?«

»Im Allgemeinen hast du Recht, Osman. Aber in Wirklichkeit kommt es darauf an, wie hoch der Stundenlohn ist. Sind es 8 Mark 50, ist es Frauenarbeit. Sind es 80 Mark 50, ist es Männerarbeit. Und du würdest 80 Mark 50 dafür bekommen.«

»Sie haben recht, Necmeddin-Efendi. Das ist ehrenvolle Männerarbeit. Wessen Wohnung ist das denn, die ich sauber machen muss? Aber sagen Sie denen, in meinem Alter lasse ich mich von dem Hausherren nicht mehr angrabschen. Ich weiß ganz genau, was solche Menschen mit den armen Dienstmädchen so alles anstellen.«

»Osman; mach dir keine Sorgen. Du bist für den Job absolut qualifiziert. Die Firma wünscht sich nämlich Arbeiter, bei denen sich keine unnötigen Haare mehr auf dem Kopf befinden. Nur für den Fall, dass es doch mal zu einer kleinen radioaktiven Verstrahlung kommen sollte.«

»Sagen Sie mal, was ist das für eine komische Wohnung, die ich sauber machen soll?«

»Von einer Wohnung habe ich nichts gesagt. Das ist natürlich ein Atomkraftwerk. Du kannst sofort deine erste Schicht dort anfangen. Hier gebe ich dir die Adresse von der Firma.« Kaum habe ich die Visitenkarte eingesteckt, stößt jemand völlig außer Atem die Tür von unserem Cafe auf und brüllt mit hochrotem Kopf:

»Leute, hört mal zu! Es ist was Schreckliches passiert. Bei der Ausländerbehörde hat sich eine türkische Frau aus dem Fenster



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