Kalter August by Peter Temple

Kalter August by Peter Temple

Autor:Peter Temple [Temple, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2016-02-14T16:00:00+00:00


Rebb hatte die quadratischen Eckpfosten aus Eukalyptusholz in die Erde gebracht, verstärkt durch diagonale Streben, die in die Eckpfähle eingepasst wurden. Zwischenpfosten lagen entlang der Linie des neuen Zauns. In der Mitte befand sich noch ein quadratischer Stützpfahl.

»Hat Bern Ihnen geholfen?«, fragte Cashin.

»Hab keine Hilfe gebraucht. Der Zaun ist nichts Besonderes.«

»Für mich ist dieser Zaun etwas Besonderes. Was jetzt?«

»Die Pfosten rein. Und zwar genau in Reihe.«

»Da brauchen wir Schnur.«

»Wir brauchen keine Schnur. Das Auge reicht.«

»Mein Auge?«

»Scheißegal welches Auge.«

Cashin spähte über den Eckpfosten und verschob Rebb so lange hin und her, bis er den jeweiligen Zwischenpfosten in einer Reihe mit den Eckpfählen und dem Stützpfahl hielt. Die Pfosten schlug Rebb mit einem Vorschlaghammer leicht ein, den Hammer in einer Hand, als hätte er kein Gewicht. Dann nahm er Maß an einem der Eckpfosten, markierte die Höhe auf einem Pfahl und schickte Cashin den entstehenden Zaun entlang, wo er mit Kreide am unteren Teil jedes Pfostens den entsprechenden Abstand zum Boden anzeichnete. Rebb folgte ihm und schlug die Pfosten bis zu der Kreidemarkierung ein. Er schwang den Hammer mit müheloser Eleganz, holte über dem Kopf aus, wobei er kein bisschen angestrengt wirkte, und traf das kleine Ziel punktgenau, schlug nie daneben. Dabei ertönte jedes Mal ein dumpfes Klingen, das sich im ganzen Tal ausbreitete, wieder zurückkam und irgendwie traurig klang.

Danach spannten sie Draht, vier Reihen, zuerst den untersten Strang, angefangen beim mittleren Stützpfahl, wobei sie einen Drahtspanner verwendeten, ein gefährlich aussehendes Gerät. Rebb zeigte Cashin den Knoten, mit dem man den Spanndraht am Pfosten befestigte.

»Wie heißt der?«

»Wer?«

»Der Knoten, der Drahtknoten.«

»Ist das wichtig?«

»Also«, sagte Cashin, »ohne Namen ist die Welt nur Gegrunze und Zeichensprache.«

Rebb warf ihm von der Seite einen langen Blick zu. »Der heißt Wickelknoten, ein Name, mit dem Sie nichts anfangen können. Haben Sie meinen Namen nachgeschlagen?«

Cashin zögerte. Über so etwas redete man nicht. »Ihren Namen? Hab nachgesehen, ja. Das ist mein Job.«

»Irgendwas gefunden?«

»Noch nicht. Sie haben Ihre Spuren gut verwischt.«

Rebb lachte. Es war das erste Mal.

Sie arbeiteten. Die Hunde kamen, interessiert, langweilten sich, gingen, es gab anderes zu tun. Als sie fertig waren, war es schon mitten am Nachmittag und sie hatten nichts gegessen. Cashin und Rebb standen an der höchsten Stelle und sahen auf den Zaun hinab. Er verlief schnurgerade, die Pfosten standen senkrecht, das Licht der tief stehenden Sonne färbte den neuen Draht silbern.

»Ziemlich guter Zaun«, sagte Cashin.

Er empfand Stolz, es war ihm noch nicht oft vergönnt gewesen, auf seine Arbeit stolz zu sein. Er war müde, Becken und Rücken taten weh, doch er war glücklich, irgendwie glücklich.

»Es ist ein Zaun«, sagte Rebb. Er sah woanders hin. »Ist das die neue Nachbarin?«

Cashin erkannte die Frau nicht, die den grasbewachsenen Hang herunterkam. Sie trug die Haare offen, hatte Jeans und eine Lederjacke an. Ein paarmal rutschte sie aus, wäre fast auf dem Hintern gelandet.

»Ich bring die Sachen hoch«, sagte Rebb. »Zeit zum Melken.«

Helen Castleman.

Cashin ging hinunter zum Zaun, ihr entgegen.

»Was ist das?«, sagte sie außer Atem. Sie sah sauber geschrubbt aus. Dadurch wurde ihm erst bewusst, wie verschwitzt er war.



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