Kaltenbach & Alkay 01 - Hundsrosen by Urthaler Ulrich

Kaltenbach & Alkay 01 - Hundsrosen by Urthaler Ulrich

Autor:Urthaler, Ulrich [Urthaler, Ulrich]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
veröffentlicht: 2015-03-25T23:00:00+00:00


13

Anfangs versuchte er es mit purem Wolfsgeheul, weil er sich seiner Tränen so schämte. Aber er konnte nichts dagegen tun. Das Wasser lief ihm nur so aus den Augen. Schließlich weinte er, wie ein Mensch weinte. Er konnte nicht mehr aufhören, bis sein Körper keine Tränenflüssigkeit mehr produzierte und seine Augen brannten und leer waren wie sein krankes Herz. Aus der Zeitung hatte er es erfahren müssen! Der heimliche Vater! Der liebe, liebe Vater! Die letzte Bindung zur Menschenwelt.

Und natürlich musste es ausgerechnet der Kaltenbach sein, der ihn gefunden hatte. Erhängt! Erhängt! Was hatte den Vater nur zu einer solchen Tat getrieben? Das konnte doch bloß der Kaltenbach gewesen sein, mit seinen unbarmherzigen Verhörmethoden. Er kannte das ja. Der Kaltenbach, ja. Niemand anders. Der war schuld an Vaters Tod. Hätte er ihn nur früher getötet, abgeschossen wie einen Hund.

Aber was nicht ist, das kann noch werden. Kaltenbachs Zeit war abgelaufen, endgültig. Und nicht nur das. Ihm fiel gleich noch etwas ein, wie er den verhassten Kerl ein für alle Mal vernichten konnte, sodass ihm auch posthum die amtlichen und gesellschaftlichen Ehren verweigert würden. Zerstören würde er das gesamte beschissene Leben dieses Vatermörders, zerstören auf immer und ewig und sogar noch nach seinem dreckigen Tod.

Der Wolf nahm das Jagdgewehr von der Wand und betrachtete es liebevoll. Strich sanft mit der Hand über den kalten Lauf. Er war ein guter Schütze, das hatte er schon oft bewiesen. Er rieb und rieb über den Gewehrlauf, immer schneller, rieb sich in Rage, schrie dabei Unverständliches, rieb und rieb, bis der Lauf in seinen Wahnvorstellungen länger und länger wurde, wuchs und wuchs, bis er hinüberreichte zu Kaltenbach und direkt hineinstieß in dessen Schädel, wieder und wieder.

* * *

Als Sybille Hannewald in Hagstein eintraf, befand sich der Ort in heller Aufregung. Die Kunde von Strussners Selbstmord hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen.

Deshalb nahm auch niemand Notiz von der bekannten Autorin, als sie sich in der »Pension Annemarie« einmietete. Nachdem sie ihr Zimmer bezogen hatte, klopfte sie bei Kaltenbach gleich nebenan, doch er schien außer Haus. Sie probierte seine Mobilfunknummer, doch er nahm nicht ab. Rein aus Routine schickte sie ihm eine SMS und bat darin um Rückruf, auch wenn sie aus Erfahrung wusste, dass er ihrer Bitte nicht nachkommen würde. Christoph Kaltenbach rief nie jemanden zurück, außer Atik Alkay, seinem präpotenten Türkenfreund.

Dieser Kaltenbach! Sie hatte sich nicht darum gerissen, den Profilerauftrag zu übernehmen, als sie vom Kriminalrat hörte, dass Kaltenbach die Ermittlungen leitete. Aber Nein sagen konnte sie dann doch nicht. Aus blankem Ehrgeiz. Um es diesem Kaltenbach zu zeigen, dass er auf ihre Fähigkeiten angewiesen war, zumindest in diesem verzwickten Fall. Die Psychologin nahm sich fest vor, dass ihr der Hauptkommissar diesmal nicht entwischen würde, wie sonst oft. Das war ja seine Spezialität, sich dünn zu machen, wenn er etwas nicht wollte. Wie ein schlüpfriger Aal war er dann, schlichtweg nicht zu fassen. Ein lausiger Kollege, so kooperationsbereit wie ein alter Elefantenbulle.

Wie auch immer, irgendwann würde er ihr schon über den Weg laufen, spätestens zur Bettgehzeit.



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