Kalt wie Gold by Marcel Montecino

Kalt wie Gold by Marcel Montecino

Autor:Marcel Montecino
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-11-22T06:31:51+00:00


17.07 Uhr

Bobby riss die Tür des Kombis auf, stieg ein und knallte sie mit Gewalt zu.

»Bobby!«, sagte Esther. »Was ist los?«

»Scheiße, nichts wie weg von diesem traurigen Scheißladen!«

»Bobby, um Himmels willen, erzähl mir doch, was passiert ist! An deinem ersten Tag!«

»Hör zu, Esther, fahr endlich los - oder rutsch rüber und lass mich fahren. Eines von beiden.«

Esther ließ den Motor an, und der Wagen fuhr langsam von der Piccadilly Cafeteria an der Grand Avenue im Zentrum von L. A.

weg. Im Stop-and-go-Verkehr hielt Bobby sich drei rote Ampeln lang zurück, bevor er explodierte und mit beiden Fäusten den Wagenhimmel bearbeitete.

»Diese Mexikanerschlampe!«

»Bobby, was ist bloß passiert?«

»Ach, dieses Weibsbild - Mrs. Villanova - ist den ganzen beschissenen Tag hinter meinem Arsch her gewesen und hat rumgemäkelt: >Heben Sie das auf, wischen Sie dies weg, leeren Sie das dort drüben aus.< Den ganzen gottverdammten Tag! Behandelt mich wie ’nen gottverdammten Küchennigger, wie ’nen Galeerensklaven.«

»Aber, Bobby ...«

»Und als ich dann vor ungefähr ’ner Stunde am Telefonieren bin, kommt sie vorbei und scheißt mich zusammen. Sagt: >Sie haben schon viel zu lange telefoniert, Mr. Phibbs, Sie dürften eigentlich gar nicht telefonieren, wenn Sie arbeiten<, und so ’n Scheiß. Und als ich vorhin gehen will, ruft sie mich zu sich und sagt: >Mr. Phibbs, wenn Sie diesen Job nicht wollen, gibt’s viele Leute, die ihn wollen.< Yeah, ihre Scheißverwandtschaft aus Mexiko, möcht ich wetten. Und die Schlampe weiß, dass ich Bewährung hab. Das weiß sie. Damit erpresst sie mich.«

Mitten im dichtesten Berufsverkehr der Innenstadt war eine Verkehrsampel ausgefallen. Ein Verkehrspolizist bemühte sich, Fahrzeuge in eine Seitenstraße umzuleiten. Aber die meisten Wagen waren eingekeilt.

»Bobby«, begann Esther zögernd, »du brauchst diesen Job.«

»’nen Scheiß brauch ich!«

»Bobby, Mr. Johnson hat gesagt, dass es wichtig ist, dass du ’nen Job findest und behältst. Er ...«

»Dieser Nigger! Soll er doch hinter schmutzigen alten weißen Frauen herräumen! Soll er doch die Toiletten putzen, auf denen sie scheißen! Ich tu’s jedenfalls nicht mehr!«

Esther nahm eine Hand vom Lenkrad und berührte seinen Arm. »Bobby, das ist bloß ein Anfang.

Bloß ein Ausgangspunkt.«

Er schüttelte ihre Hand ab. »Das ist kein gottverdammter Anfang! Das ist das Aus, das Ende, der Schlusspunkt!«

Esther zündete sich eine Zigarette an. Sie kurbelte ihr Fenster herunter und blies den Rauch ins Freie. Dann sah sie zu Bobby hinüber. Sein angespanntes Gesicht war mit Schweißperlen bedeckt.

Seine Augen flackerten.

»Mit wem hast du heute telefoniert, Bobby?«

Er sah ruckartig zu ihr hinüber. »Wer bist du - mein Bewährungshelfer?«

»Nein«, antwortete sie langsam, »ich bin deine Frau.«

»Dann benimm dich entsprechend!«, knurrte er.

Der Wagen vor ihnen war einen Viertelmeter weitergerollt. Esther folgte ihm automatisch.

»Mit dem Mann, den du im County kennen gelernt hast, nicht wahr? Mit deinem Zellengenossen, stimmt’s?«

Bobby gab keine Antwort. Er starrte geradeaus.

»Baby, Leute wie der bringen dir bloß Unglück. Von denen kommt nichts Gutes, das ...«

»Ich bin heut Abend weg.«

Sie begann zu weinen. »Bitte nicht, Bobby! Bitte, fang nicht wieder damit an.«

»Ich hab was zu erledigen. Dabei ist gutes Geld zu verdienen.«

»Bobby ...«, schluchzte sie und hielt das Lenkrad umklammert.

Er drehte sich auf dem Beifahrersitz zu ihr um. »Esther, das musst du verstehen.



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