Kaiserkrieger 7: Aufgehende Sonne (German Edition) by Boom Dirk van den

Autor:Boom, Dirk van den [Boom, Dirk van den]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
ISBN: 9783864022043
Herausgeber: Atlantis Verlag Guido Latz
veröffentlicht: 2014-08-13T22:00:00+00:00

22

Inugami und Aritomo marschierten am angehäuften Leichenberg vorbei. Obgleich alle um sie herum sehr beschäftigt waren – Verletzte und Tote bergen, Beschädigungen an den Gebäuden und am Grund ausbessern, die durch den Zwölfpfünder verursacht worden waren –, herrschte eine erwartungsvolle, nahezu andächtige Stille. Die Blicke, mit denen die beiden Offiziere bedacht wurden, waren nicht mehr von allzu großer Scheu und Angst gekennzeichnet wie noch vor einigen Tagen. Auch fehlte ihnen das Misstrauen, das Aritomo oft wahrgenommen hatte, unterschwellig, oft verbunden mit großer Vorsicht oder Angst, aber dennoch erkennbar, wenn man sich ein wenig auf das Verhalten ihrer Gastgeber einließ.

Es waren andere Blicke, andere Ausdrücke in den Gesichtern.

Aritomo las Ehrerbietung, er las grenzenlosen Respekt. Er las Dankbarkeit, ja Anbetung. Aritomo las die Bereitschaft, zu glauben und zu folgen, er las das Bewusstsein, Zeuge von etwas ganz Außergewöhnlichem, etwas Göttlichem geworden zu sein. Ein Beweis war ihnen gegeben worden, der Beweis, dass Yax Mutal auserwählt war, dass sie alle zu den Auserwählten gehörten und dass mit den Götterboten an ihrer Seite nichts unmöglich sein würde.

Was hieß an ihrer Seite? Wieso an ihrer Seite? Er sah die Bereitschaft, zu folgen und zu gehorchen, eine Form der Loyalität, die an Anbetung grenzte.

Inugami bemerkte es sicher auch.

Sein siegessicheres Lächeln, selbstgefällig, mit diesem leicht grausamen Zug im Mundwinkel, mit dem er die zerfetzten Leiber der Krieger aus Yaxchilan betrachtete, sprach Bände. Es war alles so geschehen, wie er es geplant hatte. Der gewünschte Effekt war eingetreten.

Die Maya würden ihnen aus den Händen fressen. Sie wurden nun angeführt von einem ehemaligen Prinzen, der dafür bekannt gewesen war, die jungen Mädchen und den Trunk niemals zu verschmähen, und der nie durch besonderen Ehrgeiz aufgefallen war. Ein Mann, der im Schatten stehen würde – im Schatten eines außerordentlichen Sieges, für den er als König nicht verantwortlich war, sondern der direkt dem wundertätigen, mächtigen Wirken der Götterboten zugeschrieben werden musste.

Dem Wirken, den Entscheidungen und der Macht ihres Anführers Inugami.

Der Anblick, der sich ihnen bot, war grauenhaft. Aritomo war eiserne Disziplin eintrainiert worden, aber hier wurde er zum ersten Mal in seinem Leben mit einem Massaker konfrontiert, an dem er selbst keinen unwesentlichen Anteil hatte. Die Maya-Krieger arbeiteten mit stummem Ernst, aber keinesfalls erschüttert oder entsetzt. Es herrschte eine fast schon fröhliche Grundstimmung, als die Leichen abtransportiert wurden. Erkannte jemand einen Adligen aus einer der drei gegnerischen Städte, brandete sogar gelegentlicher Jubel auf. Aritomo konnte diese Haltung nicht teilen. Er sah die Reste jener Männer, die im Zentrum der Explosionen gestanden hatten. Sie sahen am schlimmsten aus. Dann jene, die von Schrapnell getroffen waren, mit teilweise entsetzlichen Verletzungen. Und dann all die, die von den Speeren der Atlatl oder den Schüssen der Gewehrschützen erledigt worden waren. Ihr Tod war im Vergleich zum Schicksal ihrer Kameraden beinahe gnadenvoll gewesen. Genug der Feinde waren in der ausbrechenden Panik gestorben, niedergetrampelt, oder als sie in die Speere der plötzlich gar nicht mehr wankelmütigen oder feigen Krieger Mutals gelaufen waren. Sie hatten noch keinen genauen Überblick, aber es würde Aritomo sehr wundern, wenn aufseiten der Verteidiger mehr als 500 Mann gefallen wären.

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