Küss mich, schöne Fremde! by Charlene Sands

Autor:Charlene Sands
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783733786991
Herausgeber: 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
veröffentlicht: 2015-04-23T16:00:00+00:00

7. KAPITEL

Als Jane am nächsten Morgen die Buchhandlung „Touched with Love“ betrat, fühlte sie sich sofort zu Hause. Sie liebte den Geruch vergilbter Seiten, die von unzähligen Händen umgeblättert worden waren, den des alten Gewebes der Buchrücken und den der abgewetzten, weichen Ledersofas, die in einem Bereich des Ladens im Halbkreis angeordnet standen.

Die „Lesebucht“, wie Rory die Ecke liebevoll nannte, war ein Ort, an dem Alt und Jung gleichermaßen zusammenkamen. Nachmittags saßen die Kinder da und lauschten gebannt, wenn er ihnen ihre Lieblingsgeschichten vorlas. Abends fanden dort wahlweise die „Weiber von Winchester“ ihren Platz, eine Frauengruppe, die gemeinschaftlich historische Bücher las, oder es kamen diejenigen, die sich für paranormale Geschehnisse interessierten.

Jane fühlte sich auf Anhieb willkommen, als hätte ihr jemand gesagt, dass sie hierhergehörte. Daran änderte nicht mal die leise Countrymusik etwas, die im Hintergrund lief. Tatsächlich ertappte sie sich ein paarmal dabei, wie sie zum Rhythmus des einen oder anderen Songs mitwippte.

Sie gestand sich ein, dass ihr das Programm des Radiosenders KWIN gefiel. Der Sender strahlte ihre Personenbeschreibung so oft aus, dass sie sich schließlich auch daran gewöhnte. „Die junge blonde Frau mit blauen Augen und Gedächtnisschwund, die am Stadtrand aufgelesen wurde. Wenn jemand etwas zur Person unserer Jane Doe weiß, möge er sich an das Winchester County Sheriffsdepartment wenden“, lautete die Durchsage, die sie längst auswendig kannte.

„Guten Morgen“, sagte Rory und sah von einem Stapel Taschenbücher auf, die in die Regale geräumt werden mussten. „Sie sind ja überpünktlich.“

„Hallo, Rory. Ich konnte es einfach nicht erwarten.“

„Offiziell öffne ich erst in einer halben Stunde. Ich wollte vorher noch einen Kaffee trinken und einen Donut essen. Marietta backt sie jeden Morgen frisch und bringt mir ein ganzes Blech für meine Kunden. Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir, bevor der große Ansturm einsetzt.“

„Gerne, vielen Dank.“

Nach zwei Tassen Kaffee und einem Donut machte sich Jane an die Arbeit. Sie nahm einen Stapel Krimis, um sie alphabetisch zu ordnen, wobei sie sich den Luxus gönnte, jeden Klappentext zu lesen und die ersten Absätze zu überfliegen. Ein Buch in der Hand zu halten, die gedruckte Schrift auf den Seiten zu sehen, das kam ihr alles so vertraut vor, doch es regte sich keine Erinnerung, die ihr dafür eine Erklärung lieferte. Sie wusste nur, dass es ihr gefiel, sich zwischen Büchern aufzuhalten, und darüber hinaus tat es ihr verdammt gut, sich endlich einmal nützlich machen zu können.

Der Tag verging wie im Flug, und als Rory für eine Weile den Laden verlassen musste, hatte er keine Bedenken, sie für sich einspringen zu lassen. Auf dem Rückweg brachte er für sie beide Sandwiches mit, die sie zwischendurch aßen, wenn die Kunden ihre Hilfe nicht brauchten. Am Nachmittag übertrug er ihr die Aufgabe, durch die Lesestunde für die Kinder zu führen, was ihr großes Vergnügen bereitete.

Es war bereits Abend, und Jane war in einen fesselnden Thriller vertieft, als jemand sie fragte: „Bist du gar nicht hungrig?“

„Ein bisschen schon“, antwortete sie gedankenverloren. Plötzlich stutzte sie, sah hoch und stellte fest, dass Mac neben ihr stand und sie ansah. „Oh,

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