Justine ou les malheurs de la vertu by Donatien-Alphonse-François Marquis de Sade

Justine ou les malheurs de la vertu by Donatien-Alphonse-François Marquis de Sade

Autor:Donatien-Alphonse-François, Marquis de Sade [Marquis de Sade, Donatien-Alphonse-François]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historische Erotikliteratur
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Unbegreifliche Wirkung des abscheulichsten Charakters! meine erste Regung war die der Verzweiflung über das Entwischen eines meiner Opfer; meine zweite war die des Aergers darüber, jemandem einen Dienst zu verdanken, den ich stets nur beherrschen hatte wollen. »Tut nichts,« sagte ich mir, »nehmen wir es an; die Hauptsache ist, sich von hier zu retten. Sie wird schon merken, wenn ich ihrer nicht mehr bedarf, welches in einem Herzen wie dem meinigen die Wirkungen der Dankbarkeit sind.«

Das zweite Briefchen, das Geld, das Bildnis, alles kam zur angesetzten Stunde. Ich küßte das Geld, spuckte auf das Porträt und las hastig das Billet. Ich erfuhr, daß sie über ein beträchtliches Vermögen verfüge, daß ich es teilen dürfe, wenn ich es wolle, namentlich aber, wenn ich es verdiente; ich solle sofort an einen näher bezeichneten Platz gehen, wo mich ein Schiffer erwarte; ich solle mich mit ihm über den Preis für die Ueberfahrt nach Marseille einigen sowie die Maßregeln zur Flucht ergreifen.

Ich eile zu dem Manne, von dem die Rede ist, und ordne alles. Delmas war ein alter Renegat, der Reue hegte, und vor Verlangen brannte, sein Vaterland wiederzusehen und den Türken soviel ihrer Opfer als möglich zu entreißen. »Warten Sie,« sagte er zu mir, »da haben Sie zunächst eine Strickleiter, die Sie zu Ihrer Beschützerin gelangen lassen müssen; fügen Sie dieses Wasser dazu, mit dem Sie durch bloßes Reiben die Gitter durchreißen kann. Ist sie einmal in den Gärten, wo sie, was Sie leicht begreifen werden, erst nachts erscheinen darf, wird sie zu mir auf dem gleichen Wege, den Sie genommen haben, kommen; ich werde sie in meinem Fahrzeug verbergen, in das Sie ebenfalls sich eiligst begeben müssen, sobald das Bagno offen ist.«

Hocherfreut über diese guten Nachrichten, kehrte ich zum Serail zurück. Ich gebe das verabredete Zeichen, auf das eine Antwort erfolgt. Eine Schnur wird herabgelassen; ich befestige die Leiter und die Flüssigkeit, sowie eine kurze Antwort daran, in der ich meiner Zärtlichkeit und meinem Dank, so gut ich dazu imstande war, Ausdruck verlieh. Der Fensterladen wird geschlossen; am Tag nachher wird mir durch ein letztes Billet angezeigt, daß die Ausführung des Projektes auf die nächste Nacht verschoben sei; ich werde aufgefordert, nicht daran zu vergessen, um sicher zu sein, am nächsten Tage in früher Stunde Josephine, ihr Herz und ihre Schätze im Innern von Delmas' Schiff wiederzufinden.

Ich war pünktlich. Ich will Euch nichts von der Szene des Wiederfindens mit Josephine erzählen; sie war zärtlich und vergoß sogar Tränen; ich war mürrisch und verspürte stets jenes Gefühl der Bosheit, das keine Person in meine Hände fallen ließ, bei der mich nicht das lebhafteste Verlangen ergriffen hätte, sie mir untertänig zu machen. Josephine hatte das Alter erreicht, in dem die Züge schärfer hervortreten und ihre Feinheit in Schönheit wandeln; sie war wirklich ein sehr schönes Weib. Während wir darauf warteten, daß die Segel gelichtet würden, tranken wir eine Flasche Syrakuser; indessen erzählte mir das liebe Mädchen ihre Abenteuer.

Der Mann, der sie mir abgekauft hatte, war Friedrich, König von Preußen, der auf den Bericht seines Bruders hin lebhaft die Opferung dieses Geschöpfes gewünscht hatte.



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