Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition) by Thomas Plischke

Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition) by Thomas Plischke

Autor:Thomas Plischke [Plischke, Thomas]
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-06-07T22:00:00+00:00


36

01.10.3042 A.D., 10:51

System: Sol

Planet: Erde

Ort: Lantis Island, Einsatzzentrale der örtlichen CityTrooper

Trudy Zelle wusste, dass der Mann, der sie nach At Lantis gebracht hatte, sie für die Details der Einrichtung ihres Büros rügen würde, wenn er es denn je betreten hätte. Die Dinge, die er bemängelt hätte, verrieten tatsächlich viel über Trudy. Das Standhologramm eines kleinen Sternensystems neben ihrem Monitor. Der handgewebte Teppich mit dem Muster aus braunen, weißen und roten Linien und Kreisen. Der Siegelring, der den Doppelkopfadler trug und den sie als Beschwerer für die letzten Dokumente nutzte, die heutzutage noch der Papierform bedurften. Trudy hätte die Kritik verstanden, doch sie hätte sie ignoriert. Niemand konnte sich schließlich je selbst ganz aufgeben.

Sie schloss die Tür hinter sich, setzte ihren Helm ab und warf ihn auf den Besucherstuhl. Ihr Haar klebte ihr am Schädel. Beim kurzen Flug vom Himmel hierher war sie ins Schwitzen geraten, obwohl sie sich ausschließlich in vollklimatisierten Räumen bewegt hatte. Es stand eine schwierige Entscheidung an.

Per Handflächenscan verriegelte sie die Tür. Vielleicht war es eine paranoide Geste, wenn man nur vorhatte, über seine Multibox eine Kurznachricht zu versenden. Ich bin nicht da, wo ich jetzt bin, weil ich alles zu locker nehme, versicherte sie sich selbst und setzte sich hinter ihren Schreibtisch. Sie zog die unterste rechte Schublade auf, in der sie für stressige Momente wie diesen einen Flachmann mit hochprozentigem Stoff aufbewahrte. Es war nicht derselbe Flachmann, der sie auf so manche Mission begleitet hatte, aber es war das gleiche Modell. Schmucklos, funktional. Kein echtes Erinnerungsstück … nur die Erinnerung an eine Erinnerung.

Sie nahm einen ordentlichen Schluck, gurgelte damit, wie sie es sich bei einem langen Einsatz auf dem eisigen Tristborn IV angewöhnt hatte, und schluckte das scharfe, würzige Zeug. Sie rieb sich den Bauch und wartete, bis das Brennen abgeklungen war. Warum tue ich mir nur so schwer, das einzig Richtige zu tun?

Sie kannte die Antwort auf diese Frage. Piotr hatte sie auch gekannt. »Du hast zu viel Respekt vor deinem Gegner«, hatte er ihr immer vorgeworfen. »Du tust so, als gäbe es einen Kodex, an den wir uns halten müssten. Ritterlichkeit, Ehre und diese ganze Scheiße. Wach auf, Baby. Respekt bringt dich nur ins Grab, Ritterlichkeit ist was für Schwuchteln, die gern auf Rössern in die Schlacht ziehen würden, und Ehre hat noch niemandem den Arsch gerettet.« Es war schon erstaunlich, dass es einen so unbestritten weisen Mann wie Piotr vor ihr erwischt hatte. Und noch ein Beweis, dass das Universum nichts von Fairness hält …

Sie schraubte den Flachmann zu und legte ihn zurück, dann schob sie die Schublade schwungvoll mit dem Fuß zu. Der leise Knall kam ihr vor wie ein Pistolenschuss. Ich wusste, dass dieser Tag irgendwann kommt.

Sie streifte ihre Multibox vom Handgelenk, platzierte sie vor sich auf dem Tisch, rief die App für das Verfassen von Kurznachrichten auf und aktivierte die Verschlüsselung für das Versenden. Sie wischte sich die Hände an den Hosenbeinen trocken und schrieb die Nachricht, die die entscheidende Phase des Plans einläutete:

Der Frachter braucht einen Lotsen.



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