Justice (German Edition) by Fermer David

Justice (German Edition) by Fermer David

Autor:Fermer, David [Fermer, David]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Thienemann Verlag
veröffentlicht: 2009-11-15T23:00:00+00:00


Zeni hatte recht. Milan sollte mit Herrn Stein reden. Von Mann zu Mann. Auch wenn er zum zweiten Mal alles leugnete. Es war Zeit, mit Stein reinen Tisch zu machen, egal wie sein Geschichtslehrer darauf reagieren würde. Auch wenn Stein einem klaren Plan folgte, deutete nichts darauf hin, dass er der Apartheid-Killer war. Nun wollte es Milan endgültig wissen. Und zwar nicht, indem er ihm hinterherspionierte. Er wollte ein offenes Gespräch führen. Wichtig war jetzt nur die Wahrheit. Auf beiden Seiten.

Die Nacht brach bereits herein, als Milan gegenüber von Steins Bungalow parkte. Zum Glück war sein Lehrer zu Hause. Das Licht im Wohnzimmer brannte. Milan sammelte sich und versuchte seine Nervosität hinunterzuschlucken. Mit schweren Schritten überquerte er die Straße und betrat den Garten. Hier verbrachte Stein offenbar auch viel Zeit, denn die Blumen und Pflanzen waren liebevoll arrangiert und der kleine Rasen akkurat gemäht.

Milan blieb vor der Haustür stehen und schaute auf die Klingel. Hier gab es keine Überwachungskamera, kein schmiedeeisernes Tor. Er wollte gerade klingeln, als er plötzlich eine Bewegung hinter dem Vorhang wahrnahm. Milan ließ die Hand sofort sinken. Ein schmaler Spalt zwischen den Vorhängen erlaubte ihm einen Blick ins vordere Zimmer. Herr Stein ging am Fenster vorbei. Er blieb vor dem Esstisch stehen und beugte sich vor. Kurz darauf machte er wieder einen Schritt zur Seite. Auf dem Tisch lag der kleine unbeschriftete Karton, den er in der Autowerkstatt in Bo-Kaap abgeholt hatte. Daneben eine silberne Metallkiste. Beide standen offen. Milan konnte den Inhalt der beiden Kisten nicht erkennen, also machte er einen kleinen Schritt auf das Fenster zu, um einen Blick in die zwei Kisten zu erhaschen. Was er sah, ließ ihn zusammenzucken: Eingebettet in einer zugeschnittenen Form aus Schaumstoff lag ein glänzender schwarzer Revolver.

Stein tauchte wieder am Tisch auf, mit dem Rücken zu Milan. Dieser drückte sich an die Außenmauer und sah, wie Stein die Pistole aus der Kiste hervorholte und den Clip abmachte. Dann nahm er die Patronen aus dem braunen Karton und lud das Magazin. Nachdem er den Clip in dem Lademechanismus wieder festgemacht hatte, legte er die Waffe in die Kiste zurück. Er drehte sich um, die geschlossene Metallkiste in der Hand, und verschwand seitlich aus Milans Blickfeld. Plötzlich hörte Milan, wie sich auf der anderen Seite der Haustür der Schlüssel im Schloss drehte.

Ruckartig duckte er sich und flitzte lautlos um die Ecke. Stein öffnete die Tür und trat in den frischen Abend hinaus. Milan versteckte sich hinter den Mülltonnen an der Hausseite. Von dort aus sah er, wie sein Geschichtslehrer den Gartenweg entlangging, die Metallkiste fest in der Hand. Er trug einen grauen Mantel und einen eleganten Filzhut. Mit der dünnen silbernen Brille, die auf seinem Nasenrücken balancierte, sah er aus wie ein Versicherungsvertreter oder ein gut bezahlter Bankangestellter. Von hinten war er jedenfalls kaum wiederzuerkennen.

Stein öffnete die Fahrertür seines Autos, stellte die Kiste sorgfältig auf dem Beifahrersitz ab und stieg ins Auto. Kurz darauf fuhr er los. Milan wartete noch einen Augenblick, dann eilte er zu seiner Vespa und folgte seinem Geschichtslehrer.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.