Julius Caesar by William Shakespeare
Autor:William Shakespeare
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: buecher de
veröffentlicht: 2009-10-08T06:03:33+00:00
Zweite Szene
Das Forum
Brutus und Cassius kommen mit einem Haufen Volks
Bürger.
Wir wollen Rechenschaft! Legt Rechenschaft uns ab!
Brutus.
So folget mir und gebt Gehör mir, Freunde. -
Ihr, Cassius geht in eine andre Straße
Und teilt die Haufen -
Wer mich will reden hören, bleibe hier;
Wer Cassius folgen will, der geh mit ihm.
Wir wollen öffentlich die Gründ' erklären
Von Cäsars Tod.
Erster Bürger.
Ich will den Brutus hören.
Zweiter Bürger.
Den Cassius ich: so können wir die Gründe
Vergleichen, wenn wir beide angehört. (Cassius mit einigen Bürgern ab. Brutus besteigt die Rostra.)
Dritter Bürger.
Der edle Brutus steht schon oben - still!
Brutus.
Seid ruhig zum Schluß.
Römer! Mitbürger! Freunde! Hört mich meine Sache führen und seid still, damit ihr hören möget. Glaubt mir um meiner Ehre willen und hegt Achtung vor meiner Ehre, damit ihr glauben mögt. Richtet mich nach eurer Weisheit und weckt eure Sinne, um desto besser urteilen zu können. Ist jemand in dieser Versammlung, irgendein herzlicher Freund Cäsars, dem sage ich: des Brutus Liebe zum Cäsar war nicht geringer als seine. Wenn dieser Freund dann fragt, warum Brutus gegen Cäsar aufstand, ist dies meine Antwort: nicht, weil ich Cäsarn weniger liebte, sondern weil ich Rom mehr liebte. Wolltet ihr lieber, Cäsar lebte und ihr stürbet alle als Sklaven, als daß Cäsar tot ist, damit ihr alle lebet wie freie Männer? Weil Cäsar mich liebte, wein ich um ihn; weil er glücklich war, freue ich mich; weil er tapfer war, ehr ich ihn; aber weil er herrschsüchtig war, erschlug ich ihn. Also Tränen für seine Liebe, Freude für sein Glück, Ehre für seine Tapferkeit und Tod für seine Herrschsucht. Wer ist hier so niedrig gesinnt, daß er ein Knecht sein möchte? Ist es jemand, er rede, denn ihn habe ich beleidigt. Wer ist hier so roh, daß er nicht wünschte, ein Römer zu sein? Ist es jemand, er rede, denn ihn habe ich beleidigt. Wer ist hier so schlecht, daß er sein Vaterland nicht liebte? Ist es jemand, er rede, denn ihn habe ich beleidigt. Ich halte inne, um Antwort zu hören.
Bürger (verschiedene Stimmen auf einmal).
Niemand, Brutus! niemand!
Brutus.
Dann habe ich niemand beleidigt. Ich tat Cäsarn nichts, als was ihr dem Brutus tun würdet. Die Untersuchung über seinen Tod ist im Kapitol aufgezeichnet; sein Ruhm nicht geschmälert, wo er Verdienste hatte, seine Vergehen nicht übertrieben, für die er den Tod gelitten.
Antonius und andre treten auf mit Cäsars Leiche.
Hier kommt seine Leiche, von Mark Anton betrauert, der, ob er schon keinen Teil an seinem Tode hatte, die Wohltat seines Sterbens, einen Platz im gemeinen Wesen, genießen wird. Wer von euch wird es nicht? Hiermit trete ich ab. Wie ich meinen besten Freund für das Wohl Roms erschlug, so habe ich denselben Dolch für mich selbst, wenn es dem Vaterland gefällt, meinen Tod zu bedürfen.
Bürger.
Lebe, Brutus! lebe! lebe!
Erster Bürger.
Begleitet mit Triumph ihn in sein Haus.
Zweiter Bürger.
Stellt ihm ein Bildnis auf bei seinen Ahnen.
Dritter Bürger.
Er werde Cäsar!
Vierter Bürger.
Im Brutus krönt ihr Cäsars beßre Gaben.
Erster Bürger.
Wir bringen ihn zu Haus mit lautem Jubel.
Brutus. Mitbürger -
Zweiter Bürger.
Schweigt doch! Stille! Brutus spricht.
Erster Bürger.
Still da!
Brutus.
Ihr guten Bürger, laßt allein mich gehn;
Bleibt mir zuliebe hier beim Mark Anton.
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