Julischatten by Antje Babendererde

Julischatten by Antje Babendererde

Autor:Antje Babendererde [Babendererde, Antje]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
ISBN: 9783401065892
Herausgeber: Arena Verlag
veröffentlicht: 2013-04-30T22:00:00+00:00


17. Kapitel

Pünktlich um neun Uhr am nächsten Morgen hielt der rote Mustang vor dem Haus. Jimi und Lukas stiegen aus, beide wie aus dem Ei gepellt. Saubere Jeans, in der Sonne leuchtende weiße T-Shirts, Baseballkappen und die verwegenen Men-in-Black-Sonnenbrillen.

Sim trug ihre abgeschnittenen Jeans und das rote T-Shirt, das sie beim Pferderennen gekauft hatte. Den engen Halsbund hatte sie herausgeschnitten und mit der Hand umgenäht. Ihr Rucksack beherbergte eine große Wasserflasche, einen Apfel, den Fotoapparat und ein paar Dollar.

Tabea trug Trekkingstiefel, knielange Khaki-Shorts und ein violettes T-Shirt mit einer Indianerprinzessin darauf, die große Ähnlichkeit mit Marola hatte. Ein breitkrempiger Safarihut zierte ihren Kopf.

»Fertig?«, fragte Jimi mit überheblicher Miene und hielt die Hand auf. Mit rotem Kopf und fahrigen Bewegungen kramte Tabea nach ihrem Portemonnaie. Jimi seufzte. »Die Autoschlüssel.«

Jo nickte Tabea aufmunternd zu und die Deutsche übergab Jimi den Autoschlüssel für ihren Leihwagen.

Es war ein Chevy Blazer mit Allradantrieb, ein geräumiger Wagen, das Innere blitzsauber. Tabea saß neben Jimi auf dem Beifahrersitz, Sim und Lukas auf der Rückbank. Am vergangenen Abend hatte ihre Tante Tabea gegenüber Lukas’ Handicap nicht erwähnt und Sim fragte sich, wann sie wohl bemerken würde, dass Lukas sie gar nicht angestarrt haben konnte.

Jimi fuhr und gab ab und zu eine knappe Erklärung ab, wenn sie einen historisch bedeutsamen Ort passierten. Lukas’ Ergänzungen waren ausführlicher und farbiger, als ob er überall dabei gewesen wäre. Sein Wissen imponierte Sim und es gefiel ihr, ihn anzusehen, wenn er so lebendig erzählte. Tabea fragte ihn nach spirituellen Plätzen im Reservat und bekam zum ersten Mal eine ausweichende Antwort.

Sie fuhren über Sharps Corner, wo Jimi den Wagen auftankte, vorbei am Oglala Lakota College nach Kyle. Von dort ging es weiter nach Potatoe Creek. Ihr erstes Ziel war Cedar Pass in den Badlands.

Bisher hatte sich die Landschaft kaum verändert. Karges Ödland wechselte sich mit grasbewachsenen Bodenwellen ab und hinter Potatoe Creek erstreckten sich eintönige Kornfelder, die weißen Farmern gehörten.

Im Wagen machte sich indianisches Schweigen breit. Sim störte das nicht, aber Tabea begann, nervös auf ihrem Beifahrersitz hin und her zu rutschen.

Doch dann waren sie unversehens mittendrin in den Badlands, den grauen Schluchten und Sandkuppeln, das Gebiet größer und die Kalkfelsen mächtiger, als Sim es erwartet hatte. Dieser Teil der Badlands war Nationalpark, er gehörte nicht zum Reservat. Hier gab es eine große Lodge und einen Zeltplatz und jede Menge Touristen. Bleiche Männer und Frauen in T-Shirts und Shorts, weiße Socken, hochgezogen bis zu den Knien, die Bauchtaschen mit der Kreditkarte um die Hüften geschnallt.

Tabea taute auf und verbreitete hektische Fröhlichkeit. Sie fotografierte wie eine Wilde, spendierte ihnen im Restaurant der Cedar Pass Lodge ein Mittagessen (wo sie dann endlich kapierte, dass Lukas blind war) und hörte nicht auf, Fragen zu stellen, die Jimi einsilbig und Lukas ausführlich beantwortete.

Nach dem Essen stöberte Tabea im Souvenirladen nach Mitbringseln und die drei saßen draußen im Schatten einer Pappel auf einer Mauer. Jimi rauchte und ließ sich über Tabea aus.

»Sie fährt mit einem fetten Chevy Blazer im Reservat herum und hält Ausschau nach heiligen Plätzen. Typisch weiß. Wie ich solche Weiber hasse.



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