Julies fremde Heimat by Anne Karin Elstad

Julies fremde Heimat by Anne Karin Elstad

Autor:Anne Karin Elstad [Elstad, Anne Karin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2015-05-01T16:00:00+00:00


* * *

Sie hat das Baby zurechtgemacht, hat es gestillt. Jetzt sitzt Johanne bei ihr und schaut zu, wie sie ihm die Sachen für die Taufe anzieht. Johanne ist schweigsam, im Unterschied zu gestern abend, als sie ununterbrochen redete. Julie hat Angst, sie könnte heute morgen etwas von dem Wortwechsel zwischen ihr und Ingebrikt mitbekommen haben. Ein Unglück, an das sie nicht zu denken wagt.

»War Ingebrikt heute wütend auf dich?« fragt sie vorsichtig.

»Wütend, Ingebrikt? Nein, er ist nie wütend auf mich, er doch nicht. Aber er hilft mir, daß ich mich benehme, wie es sich gehört.«

»Aber haben wir das nicht schon zu Hause gelernt?«

»Das habe ich auch gedacht, früher. Doch jetzt lerne ich etwas anderes. Hat damals jemand versucht, mich zu bremsen, wenn ich gedankenlos war?«

»Na, so schlimm warst du doch gar nicht. Mit dir hat es immer viel Spaß gegeben, Johanne. Das kann man doch nicht Gedankenlosigkeit nennen.«

»O doch, doch. Sieh mal nur, wie ich mich heute benommen habe. Halbnackt habe ich am Fenster gestanden und mich zur Schau gestellt. Was, wenn mich jemand gesehen hätte?«

»Das war doch nicht schlimm. Du hattest ein Nachthemd an.«

»Unanständig war es. Ingebrikt hat recht damit. Wie leicht macht man solche Fehler, wenn man aus einem Haus ohne Glauben kommt.«

»Was fällt dir ein, Johanne. Willst du behaupten, daß unsere Eltern, Mama und Papa, nicht gläubig sind? Nicht an Gott glauben? Ist es das, was du mir zu sagen versuchst?«

»Ja. Das weißt du genausogut wie ich. Die beiden sind doch nicht wirklich bekehrt worden. Und du auch nicht. Das kann ich dir sagen, Julie. Du nimmst an Festen teil, gehst tanzen, du hast die Fähigkeit zu glauben, das weiß ich. Und ich bete für dich, Julie, und für alle anderen hier zu Hause, daß ihr eines Tages das Heil finden möget. Und das findet man nur durch Bekehrung.«

»So etwas solltest du nicht sagen, Johanne. Wir haben schon einmal darüber gesprochen, ja, du erinnerst dich wohl daran, als damals fast die ganze Gemeinde von der Erweckungswelle mitgerissen wurde? Ich dachte, wir wären uns damals darin einig gewesen, daß der Gott, den wir seit der Kindheit kannten, der richtige für uns war.«

»Euer Alltagsgott«, sagt sie verbittert. »Wir haben damals einen Fehler gemacht. Teufelswerk war es, daß wir uns einen Gott machten, der alles zulassen konnte.«

»Johanne!«

»Nein, Bekehrung. Das ist der einzige Weg zum Heil. Und das ist ein schwerer Weg. Ich habe damit begonnen, und ich bete zu Gott, daß ich es schaffen werde.«

»Dein Glaube ist fest genug. Du hast doch nichts zu fürchten!«

»Du weißt nicht, was du sagst, Julie«, antwortet Johanne, und ihre Stimme zittert von nur mühsam unterdrücktem Weinen.

»Verliere dich nicht selbst dabei, Johanne«, sagt Julie erregt. »Versprich mir, daß du du selbst bleibst, immer.«

»Ich mich selbst verlieren? Wovon sprichst du? Wo ich jeden einzelnen Tag danach strebe, mich selbst zu finden, mich so, wie ich einmal war, zu überwinden, Gott zu finden. Dabei hilft mir Ingebrikt. Den rechten Weg zu Gott zu finden. Begreifst du nicht, Julie, wenn mir das nicht gelingt, wird es uns,



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