Julia Quinn by Mit List und Küssen
Autor:Mit List und Küssen [Mit List und Küssen]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
13. Kapitel
Als Marcus das nächste Mal aufwachte, spürte er, dass seine Situation sich verändert hatte. Erstens tat sein Bein wieder höllisch weh. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass das diesmal kein schlechtes Zeichen war. Und zweitens war er hungrig. Er war total ausgehungert, als hätte er tagelang nichts gegessen.
Was vermutlich zutraf. Er hatte keine Ahnung, wie lange er nun schon krank war.
Und drittens konnte er die Augen öffnen. Das war hervorragend. Er wusste nicht, wie spät es war. Es war dunkel, aber es hätte genauso gut vier Uhr morgens wie zehn Uhr abends sein können. Krank zu sein brachte einen verdammt durcheinander.
Er schluckte, um seine trockene Kehle zu befeuchten. Ein wenig Wasser wäre jetzt ganz nett. Er drehte den Kopf zum Nachttisch. Seine Augen hatten sich immer noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, aber er sah, dass jemand im Sessel neben dem Bett eingeschlafen war. Honoria? Vermutlich. Er hatte die vage Vorstellung, dass sie den Raum während der ganzen Tortur nicht verlassen hatte.
Er blinzelte, versuchte sich zu erinnern, wie sie überhaupt nach Fensmore gekommen war. Oh ja, Mrs Wetherby hatte ihr geschrieben. Er hatte keine Ahnung, wie seine Haushälterin darauf verfallen war, aber er würde ihr ewig dankbar sein.
Ohne die Schmerzen, die Honoria und ihre Mutter ihm bereitet hatten, wäre er jetzt wahrscheinlich tot.
Aber das war nicht alles. Zwar war ihm klar, dass er immer wieder das Bewusstsein verloren hatte und deshalb wohl längere Gedächtnislücken behalten würde. Trotzdem hatte er die ganze Zeit gewusst, dass Honoria bei ihm gewesen war, in seinem Zimmer. Sie hatte seine Hand gehalten, sie hatte mit ihm geredet, ihre weiche Stimme hatte seine Seele erreicht, selbst wenn er nicht in der Lage gewesen war, ihr zu antworten.
Und zu wissen, dass sie bei ihm war ... hatte alles so viel leichter gemacht. Er war nicht allein gewesen. Zum ersten Mal in seinem Leben war er nicht allein gewesen.
Er stieà ein leises Schnauben aus. Wie dramatisch er doch war. Es war ja nicht so, als trüge er ständig einen unsichtbaren Schild mit sich herum, mit dem er die Leute abwehrte. Er hätte durchaus mehr Leute in seinem Leben haben können. Sogar sehr viele Leute. Er war ein Earl, zum Kuckuck. Wenn er sich ein Haus voller Leute gewünscht hätte, hätte er nur mit den Fingern zu schnippen brauchen.
Aber er hatte sich nie Gesellschaft nur um des eitlen Geschwätzes willen gewünscht. Und bei allem, was ihm im Leben wichtig gewesen war, war er ohnehin allein gewesen.
Genau so wollte er es schlieÃlich haben.
Oder glaubte es zumindest.
Er blinzelte noch ein paarmal, und der Raum nahm Gestalt an. Die Vorhänge waren nicht vorgezogen, und der Mond spendete genug Licht, um die Farbabstufungen gerade so eben erkennen zu lassen. Oder vielleicht sah er es auch nur, weil er wusste, dass seine Wände burgunderrot waren und das riesige Landschaftsgemälde über dem Kamin gröÃtenteils grün. Die Menschen sahen das, was sie zu sehen erwarteten. Das war eine der grundlegenden Binsenweisheiten des Lebens.
Er wandte den Kopf und betrachtete die Gestalt im Sessel. Es war definitiv Honoria, und das nicht nur, weil sie diejenige war, die er dort zu sehen erwartete.
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