Julia 1837 - Folge deinem Herzen, Ariane by Donna Clayton

Julia 1837 - Folge deinem Herzen, Ariane by Donna Clayton

Autor:Donna Clayton [Clayton, Donna]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik, Kurzgeschichten & Anthologien, Liebesromane, Populäre Belletristik, Anthologien, Zeitgenössisch
Herausgeber: CORA Verlag
veröffentlicht: 2016-03-23T23:00:00+00:00


6. KAPITEL

In seiner Suite angekommen, schlüpfte Etienne aus dem eleganten Jackett und warf es achtlos aufs Bett. Heute war er sich endgültig darüber klar geworden, dass Ariane anders war als jede andere Frau, die ihm bisher begegnet war.

Vermutet hatte er es schon länger. Bereits anlässlich seines ersten Besuchs in St. Michele, und erst recht seit ihrem Aufenthalt in seiner eigenen Heimat.

Selbst in den schemenhaften erotischen Träumen, die ihn seit Monaten Nacht für Nacht heimsuchten, hatte dieser Gedanke eine Rolle gespielt. Und endgültig bestätigt fand er seine These in dem mutwilligen Funkeln dieser wundervollen tiefblauen Augen, als er Ariane vorschlug, die Opernaufführung zu schwänzen. Im Bruchteil einer Sekunde hatte sich ihr höflich gelangweiltes Lächeln in ein verschmitztes Grinsen verwandelt. Als hätte man einen Schalter umgelegt, verströmte sie plötzlich eine Lebendigkeit und Energie, die ebenso verblüffend wie ansteckend war.

Und als sie wie zwei unartige Kinder Hand in Hand aus der Oper flüchteten, war sich Etienne seiner Sache ganz sicher. Wenn Ariane es tatsächlich so sehr genoss, Regeln und Etikette zu brechen, wie es jetzt schien, dann wollte er dabei unbedingt an ihrer Seite sein. Sie war wie eine frische Brise. Mit ihr zusammen zu sein vermittelte ihm ein absolutes Hochgefühl.

Wie hatte er sich später im Restaurant über ihr schockiertes Gesicht amüsiert, als er ihr eröffnete, dass ihr kleiner Betrug anlässlich ihres ersten Opernbesuches in St. Michele gleich zu Beginn aufgeflogen war! An der Aufrichtigkeit ihrer Entschuldigung gab es für ihn keinen Zweifel. Der ernsthafte Ausdruck auf ihrem Gesicht rührte ihn sogar. Ariane wollte ihn damals bestimmt nicht verletzen. Doch ihr Lebenshunger, die Abneigung gegen tragische Theaterstücke und der unstillbare Appetit auf Crème brûlée hatten ihr offenbar gar keine Wahl gelassen.

Er lachte leise vor sich hin, während er seine Abendkleidung gegen bequeme Jeans, Pullover und Bergstiefel tauschte. Dann verstaute er hastig Kleidung zum Wechseln in einen Rucksack, dazu Kamm und Zahnbürste. Er hatte noch keine Ahnung, wohin er Ariane entführen sollte oder wann sie zurück sein würden, aber er wollte auf alles vorbereitet sein. Und ihr hatte er aufgetragen, das Gleiche zu tun.

Etienne fühlte sich wie ein rebellischer Teenager, der von zu Hause ausriss – und viel anders war es ja auch nicht. Aufgeregt schulterte er den Rucksack, spähte aus seiner Suite den langen Flur entlang und machte sich auf den Weg, um seine Komplizin abzuholen.

Er hatte noch nicht geklopft, da öffnete sich bereits die Tür zur Gästesuite, und Ariane stand vor ihm. „Ich bin fertig“, verkündete sie atemlos. Ihre Augen funkelten abenteuerlustig, die Wangen waren gerötet, und Etienne fand, dass sie nie bezaubernder ausgesehen hatte als in diesem Augenblick. In letzter Sekunde biss er sich auf die Zunge und zwang sich, an das Nächstliegende zu denken.

Sie waren noch nicht in Sicherheit. Zunächst galt es, die Wachleute auszutricksen und zufällige Begegnungen mit Familienmitgliedern oder Bediensteten zu vermeiden, um ungesehen aus dem Palast zu entkommen.

Als Etienne fühlte, dass sein Herz plötzlich im Hals schlug, musste er über sich selbst lachen und fragte sich insgeheim, wie er sich zu diesem Unsinn hatte hinreißen lassen können.



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