Jugendrausch by Alexander Guzewicz
Autor:Alexander Guzewicz [Guzewicz, Alexander]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Ein Toter in einer Berliner Vorstadtvilla. Nichts Besonderes für einen Kriminalanalysten. Aber warum ist das Opfer nackt? Und was hat es mit dem merkwürdigen Raum auf sich, in dem der Junge gefunden wird? Die Nachforschungen haben einen größeren Einfluss
veröffentlicht: 2013-01-28T16:00:00+00:00
Die Helfer, die ihn und Franziska Bürling durch die Flure führten, waren beides junge Männer, die nicht gerade Arbeitseifer ausstrahlten.
Der eine, der Davídsson an der Hand führte wie ein kleines Kind, schlurfte gelangweilt durch die hell beleuchteten Flure der Station, die sich scheinbar in unmittelbarer Nähe zu dem Kubus befand. Jedenfalls konnte sich Davídsson nicht daran erinnern, sich von dem Kubus wegbewegt zu haben. Überhaupt schien er keine Erinnerung daran zu haben, wie er hierhergekommen war.
Als er wieder das Bewusstsein erlangt hatte, lag er in einem Krankenhausbett und starrte gegen die Decke. Er war alleine und nur ganz langsam konnte er wieder alle Gliedmaßen nacheinander bewegen. Als Letztes konnte er wieder sprechen. Er hatte einen trockenen Mund und Kopfschmerzen, wie nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag, an dem er vergessen hatte, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Das Personal sprach nicht ein einziges Wort mit ihm, auch wenn er sie fragte, wo er sich befand, antworteten sie ihm nicht.
Es roch nach scharfem Reinigungsmittel und er sah nur diese langen Korridore mit den geschlossenen Türen, die die hellen Wände von Zeit zu Zeit unterbrachen. Außer ihnen befand sich niemand auf dem Weg, der mit blendendem Licht ausgeleuchtet wurde, das von einer weißen Decke auf sie herabstrahlte. Keine Hinweisschilder, keine Menschen, keine Betten, die in den Fluren standen – nur sie und die beiden gelangweilten Pfleger.
Ólafur Davídsson fühlte sich noch immer wie gerädert. Die Beine gehorchten ihm wieder, aber er nahm alles wahr wie in einem Traum. Er schien mit dem Pfleger über den glatten Boden zu schweben. Nur das Schlurfen und Klappern der Schuhe dröhnte von den kalkweißen Wänden. Er spürte keine Emotionen, wusste nicht, ob er glücklich oder traurig war. Es war, als sei er völlig teilnahmslos. Plötzlich hielten sie vor etwas, das wie eine Aufzugstür aussah.
»Willst du wieder zurück?«, fragte ihn der Pfleger leise flüsternd, ohne ihn dabei anzusehen.
»Was?«
»Du weißt überhaupt nichts, oder?« Der Pfleger sah kurz zu ihm hinüber, bevor er mit seinem Zeigefinger auf eine Metallfläche am Rahmen der Aufzugstür drückte. Die Tür glitt daraufhin völlig geräuschlos zur Seite und gab damit den Weg frei. »Das ist die letzte Chance. Willst du wieder zurück?«, fragte er wieder, dieses Mal etwas lauter, aber immer noch so leise, dass nur Davídsson verstand, was er sagte.
»Wohin zurück …?«, fragte Ólafur Davídsson, der sich nicht erklären konnte, was sein Gegenüber meinte.
Sie glitten in der Kabine, die sie betreten hatten, sanft in einen anderen Teil des Gebäudes.
Davídsson konnte nicht spüren, in welche Richtung sie sich fortbewegten. Er spürte nur die Bewegung, aber sie war so abgefedert und so gleichmäßig, dass er nicht sagen konnte, wohin die Reise ging.
Er versuchte in Gedanken die Sekunden zu zählen, die sie unterwegs waren, aber er wusste nicht, wann die Reise begonnen hatte und wann sie tatsächlich endete. Er kam auf dreiundachtzig Sekunden, bis sich die Tür vor ihnen wieder öffnete und sie von den beiden Pflegern durch einen anderen Flur geführt wurden.
Dieses Mal war es nur ein kurzer Weg, bis sie getrennt voneinander in Räume geführt wurden, aus denen die Pfleger, ohne ein Wort zu sagen, verschwanden.
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