Jugendliche heute - Besser als ihr Ruf by Tim Bärsch
Autor:Tim Bärsch
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783844829075
Herausgeber: Books on Demand
veröffentlicht: 2017-02-27T16:00:00+00:00
2.2.2 Chemie im Essen
„Der Ausbau der Wissenschaft unter dem Vorwand, der Menschheit zu helfen, ist eine der grössten Lügen unserer Zeit.“
(Prof. Erwin Chargaff)
Etwa 100.000 verschiedene chemische Stoffe wurden weltweit nach dem zweiten Weltkrieg (also nach 1945) eingesetzt, um die Ernährung günstiger zu gestalten. 30.000 davon werden heute regelmäßig genutzt. Davon wurden ganze 3.500 auf ihre Langzeitwirkung getestet.
Untersuchungen der EU-Kommission ergaben, dass Kinder unglaublich viele Chemikalien zu sich nehmen. Viele empfohlene Werte werden bei unter Dreijährigen um das vierfache überschritten. Besonders bei Farbstoffen hat man für die Zulassung einen Tagesverzehr von 25 Milligramm vorausgesetzt. Laut der EU-Kommission nehmen heute Kinder an die 600 Milligramm Farbstoffe (Smarties, Softdrinks, Bonbons usw.) pro Tag zu sich. Farbstoffe haben nachweislich Auswirkungen auf Hirnfunktionen. Der Farbstoff Tartrazin (E 102) hatte in Versuchen Hyperaktivität und Aggressivität zur Folge.
In Europa werden 170.000 Tonnen chemisch hergestellte Aromen verbraucht (Deutschland etwa 39.000 Tonnen). Interessant fand ich, was in Deutschland so unter natürlichem Aroma läuft. Wenn ich aus australischen Sägespänen Erdbeergeschmack mache, Rizinusöl nach Pfirsich schmecken lasse oder Pilze zu Kokosaroma umfunktioniere, sind die Ursprungsstoffe natürlich. Also wird das Aroma dann auch als „natürlich“ bezeichnet. Übrigens ist es auch üblich aus Fischresten ein „natürliches“ Geflügelaroma herzustellen.
Die Aromen können unseren Geschmackssinn betrügen. Einige chemisch hergestellten Aromen können mit anderen Stoffen fruchtig nach Beere oder nach Fleisch schmecken. 600 verschiedene Geschmacksstoffe sorgen z.B. für den „echten“ Hühnchengeschmack. Es sind so um die 2.500 Aroma-Substanzen in Deutschland im Einsatz. Insgesamt werden ca. 6.000 Aromen verwendet. Welche der Hersteller verwendet, ist seine Sache. Seit 1993 gibt es ein unabhängiges Gremium, welches die Aromen überprüft: „Joint WHO/FAO Expert Committee on Food Additives“. Bisher wurden um die 1.500 dieser Zusatzstoffe untersucht. Es wurden dabei Aromen gefunden, die krebserregend sind oder Schäden am Erbgut hervorrufen könnten.
Nachdem Glutamat (auch E621, E625, Carrageen, Maltodextrin, Weizenprotein, Hefeextrakt, Trockenmilcherzeugnis) fast 50 Jahre auf dem Markt war, fanden Forscher 1990 heraus, dass es bedeutende Aufgaben als Neurotransmitter im Hypothalamus übernimmt. Dort kann es dann zu schädlichen Effekten führen. Ursprünglich wurde Glutamat aus einer Alge (Laminaria Japonica) gewonnen. Heute sind es die Abfallprodukte von Bakterien (Corynebacterium glutamicum), die in einer zuckerhaltigen Substanz baden. Die entstandene Säure wird filtriert und weiterverarbeitet, bis das weiße Glutamatsalz vorliegt. Die Produktion steigt stetig. 1976 waren es weltweit 262.000 Tonnen - 2003 waren es 1,5 Millionen Tonnen. Michael Hermanussen und Ulrike Gonder bringen dazu einen bildhaften Vergleich: 1,5 Millionen Tonnen entsprechen einer 2.500km langen Lastwagen-Kolonne voll mit Natriumglutamat, also einer Kolonne von Stockholm bis nach Rom. Heute sind es an die zwei Millionen Tonnen Glutamat, die jährlich hergestellt werden.
Kaum ein Produkt der modernen Lebensmittelindustrie kommt heute noch ohne den „Geschmacksverstärker“ Glutamat aus. Der Stoff ist sehr billig herzustellen und hilft den Herstellern so, teure Gewürze einzusparen. Auf der Zunge gibt es spezielle Sensoren für Glutamat. Gerade im chinesischen Essen befindet sich oft hohe Mengen von Glutamat. Die negativen Begleiterscheinungen (Kopfschmerzen, Übelkeit, Bluthochdruck, Atemnot) werden deshalb auch als China-Restaurant-Syndrom bezeichnet. Sie wurden bei ca. 2% der Deutschen festgestellt.
Glutamat erhöht die „Fresslust“. Es wirkt auf die Regionen im Gehirn, die das Wachstum und den Appetit steuern.
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