John Sinclair - 1073 - Liebling der Toten by Jason Dark

John Sinclair - 1073 - Liebling der Toten by Jason Dark

Autor:Jason Dark [Dark, Jason]
Die sprache: deu
Format: epub


*

Nicht nur bei Tanner klingelten alle Alarmglocken, auch bei mir. Wir stellten nicht mehr viele Fragen. Es war jetzt viel wichtiger, daß wir handelten, und Dr. Owen zeigte sich als guter Partner. Er führte uns zu dem Haus, in dem die Leiche war.

Ein alter Bau. Ziemlich abgewohnt. Sowohl innen als auch von außen.

Treppen, die aus Holz bestanden und ziemlich brüchig wirkten. Wir mußten in die erste Etage, in der die Tür der Wohnung offenstand. Wir ließen Dr. Owen den Vortritt, der mit einer Frau sprach, die wie verloren auf einem Sessel saß und leise vor sich hinweinte. Der Weißkittel winkte uns und sprach davon, daß die Frau unter Schock stand.

Wir erfuhren, daß sie Erica Morton hieß und um ihren toten Sohn Kevin trauerte.

»Wo liegt er?« fragte ich.

»Im Nebenzimmer, kommen Sie.«

Wir folgten dem Arzt in einen kleinen Raum, in dem sofort das Bett auffiel. Der Tote lag dort wie hingestreckt. Am Kopfende des Bettes brannte eine Lampe.

»Kommen Sie, meine Herren.«

Zu dritt blieben wir neben dem Bett stehen. Der Arzt berührte den Kopf vorsichtig und zeigte uns die Wunde. Genau dort, wo der Mann getroffen worden war, sah der Kopf schlimm aus. Unter den Haaren malte sich ein Riß ab.

»War es ein Tritt oder ein Schlag, Doktor?« fragte ich.

Der Arzt zuckte die Achseln. »Das kann ich nicht genau sagen. Der Treffer hat ihn mit großer Wucht erwischt. Wahrscheinlich ist die Schädeldecke zertrümmert. Genaueres wird eine Obduktion ergeben.«

»Und Mrs. Morton hat Sie selbst gerufen?« erkundigte sich Tanner.

»Ja, so ist es gewesen.« Er hob die Schultern. »Sie wollte, daß ich den Totenschein ausstelle, aber ich war davon überzeugt, daß sie genau gewußt hat, daß ihr Sohn nicht eines natürlichen Todes gestorben ist. Jedenfalls bin ich froh, daß sie zufällig in der Nähe waren. Um den Abtransport des Toten …«

»Kümmern wir uns«, sagte der Chief Inspektor.

»Sehr gut.« Der Arzt holte etwas aus seiner Kitteltasche. »Ich darf Ihnen dann noch meine Karte hierlassen. Falls Fragen sind, können Sie sich an mich wenden.«

»Gern.«

Tanner nahm die Karte. Er begleitete den Arzt auch zur Tür. Dr. Owen verabschiedete sich noch von Mrs. Morton, die noch immer apathisch im Sessel saß.

Tanner und ich würden noch bleiben, denn Erica Morton war die einzige Spur, die uns möglicherweise zu dieser geheimnisvollen Gestalt führen konnte, die in der Lage war, mit Toten zu sprechen. Nur würden wir eine Unterredung sehr vorsichtig führen müssen.

Sie schaute mir entgegen, als ich das Zimmer betrat und die andere Tür hinter mir schloß. Sie hatte ihren Schock schon verdaut, auch wenn er nicht verschwunden war.

»Auch wenn Sie Polizisten sind, so denke ich, daß wir jetzt alle einen Schluck vertragen können.«

Der Meinung waren wir auch. Der Whisky stand im Schrank, und Mrs. Morton holte die Flasche und drei Gläser. Da ihre Hand zitterte, schenkte ich ein.

Wir tranken, setzten uns und ließen unsere Blicke über das bleiche Gesicht der Frau wandern. Es war schwer für uns, anzufangen, und deshalb suchten wir auch nach den passenden Worten, aber Mrs. Morton kam uns zuvor.

»Ich spüre, daß Sie etwas wissen, nicht wahr?«

»Was meinen Sie damit?« fragte Tanner.



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