John Sinclair - 1050 - Die Nymphe und das Monster by Jason Dark

John Sinclair - 1050 - Die Nymphe und das Monster by Jason Dark

Autor:Jason Dark [Dark, Jason]
Die sprache: deu
Format: epub


*

Ich blieb stehen, im Gegensatz zu Grace. Obwohl sie es zuerst bemerkt hatte, war sie entsetzt. Sie sprang zurück, um möglichst weit weg von der ungewöhnlichen Leiche zu kommen. Auch ihr Gesicht war bleich geworden und ähnelte dem eines Toten. Die großen Augen bewegten sich nicht. Was hier geschah, war wider die Naturgesetze. Nur gehörte ich eben zu den Menschen, die so etwas schon oft genug erlebt hatten und blieb deshalb recht gelassen.

Die Beretta ließ ich stecken und hielt das Kreuz fest. Ansonsten beobachtete ich die Gestalt, die sich durch unsere Anwesenheit nicht stören ließ. Genau wie sie bewegten sich Zombies. Da sprach ich aus Erfahrung. So steif und unnatürlich.

Sehr langsam schob er seinen Oberkörper hoch. Er benutzte die Hände als Stütze. Sie hatte er rechts und links des Körpers gestemmt, so daß die Handballen direkt auf der Abflußrinne für das Blut der Opfer lagen. Er war voll und ganz mit sich beschäftigt. Von uns nahm er keinerlei Notiz.

Ich ließ die Gestalt nicht aus den Augen. Suchte nach Regungen auch im Gesicht. Es hatte sich verändert, auch wenn die Starre geblieben war. Der Ausdruck war schwer zu beschreiben. Menschlich jedenfalls konnte man ihn nicht nennen.

Was wir in dieser Kirche erlebten, war schon einmalig. Dieser Vorgang stellte für mich eine Entweihung dar. Zugleich mußte ich an den Blutaltar denken. Er war ein Teil der nichtchristlichen Vergangenheit und hatte es geschafft, hier die Regentschaft zu übernehmen.

Auf dem Blutaltar blieb der Pfarrer sitzen. Er wirkte auf mich zumindest wie jemand, der aus einem tiefen Schlaf erwacht war und sich zunächst noch orientieren mußte. Er schaute weder nach links zu Grace noch nach rechts zu mir. Er war voll und ganz mit sich selbst beschäftigt.

»Wie soll man ihn bezeichnen, John?« flüsterte Grace Felder mir zu. »Ist das ein lebender Toter?«

»Zumindest so ähnlich.«

»Willst du ihn vernichten?«

»Nur wenn es sein muß. Es kann durchaus möglich sein, daß er uns auf eine Spur bringt.«

»Du denkst an die Nymphen?«

»Er war naß. Er muß einfach etwas mit dem Teich zu tun gehabt haben.«

Als wären meine Worte so etwas wie ein Startsignal, drehte der untote Pfarrer seinen Kopf und schaute mich direkt an. Ein starrer, ein stierer Blick. Böse und trotzdem leer. Augen, die keine Farbe aufwiesen, vor denen man sich trotzdem fürchten konnte.

Ich rechnete stark mit einem Angriff, doch der blieb aus. Zudem wußte ich nicht, ob der Geistliche mich oder mein Kreuz anstarrte.

Vielleicht auch beides.

Ich wollte es aber wissen und ging sehr langsam und wachsam auf ihn zu. Jede Bewegung wurde verfolgt. Die Augen hatten ihre Starre verloren. Jetzt war ich der Zielpunkt und auch mein Kreuz, denn es reagierte, als ich eine gewisse Grenze überschritten hatte.

Und es zeigte mir zugleich an, daß ich es mit einer mir bekannten Magie zu tun hatte. Es war so gut wie keine Erwärmung des Silbers zu spüren, trotzdem blieb das Kreuz nicht so wie es war.

Das Licht huschte darüber hinweg. Kein helles, keine Blendung für unsere Augen. Es war das Licht der Druiden, denn mein Kreuz nahm eine grüne Tönung an.

Das sah auch Grace.



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