John Sinclair - 0984 - Griff aus dem Dunkel (2 of 2) by Jason Dark

John Sinclair - 0984 - Griff aus dem Dunkel (2 of 2) by Jason Dark

Autor:Jason Dark [Dark, Jason]
Die sprache: deu
Format: epub


*

Nur langsam gewöhnten sich Johnnys Augen an die herrschende Finsternis. Er wußte, daß dieses Haus eine Leichen- oder Trauerhalle war, aber er sah keine Särge. Er sah deshalb auch keine Toten. Beide wurden, wenn überhaupt, im anderen Teil des Hauses aufbewahrt.

Dieser Raum hier roch nach Erde, nach feuchtem Lehm, obwohl der Boden nicht umgegraben war. Der Geruch ging dabei von anderen Dingen aus, die sich in diesem dachschiefen Anbau befanden.

Der Totengräber oder Gärtner hatte hier sein Basislager errichtet. Es standen die Geräte herum. Schaufeln, Spaten und auch Spitzhacken. An ihrem Metall klebten Erdklumpen, die intensiv rochen.

Johnny hatte hinter der Tür angehalten. Er bewegte sich nicht. Er wartete.

Nichts war zu hören. Nur auf seinen eigenen Atem konnte er sich konzentrieren, ansonsten war es totenstill in seiner Umgebung, und das paßte auch.

Er ließ seine rechte Hand in die Hosentasche rutschen. Zwar gehörte Johnny nicht zu den jugendlichen Rauchern, aber ein Feuerzeug trug er immer bei sich.

Er schnippte es an.

Die kleine Flamme tanzte. Schatten huschten über den Boden. Das Licht reichte aus, um gewisse Dinge erkennen zu können. So sah Johnny nicht nur die abgestellten Werkzeuge des Totengräbers oder Gärtners, er entdeckte noch mehr, denn links von ihm standen die Eimer und Töpfe mit Blumenerde. Auch eine Bank mit Pflanzen war in diesen Raum geschafft worden.

Zwei alte Kränze sah er ebenfalls, sie lagen übereinander. Die Schleifen hingen noch dran. Sie sahen ziemlich verwittert aus.

Er leuchtete weiter, entdeckte zwei kleine Fenster. Sie sahen grau und schmutzig aus. An ihnen ging Johnny vorbei. Er näherte sich einem schmalen Tisch. Zwei Stühle standen dicht bei ihm, und auf dem Tisch hatte noch eine Kaffeekanne ihren Platz gefunden.

Johnny löschte die Flamme, dann ließ er sich auf einem der Stühle nieder wie jemand, der auf etwas Bestimmtes wartet.

Johnny wußte nicht, auf was er wartete. Er hockte einfach nur da und starrte ins Leere. Er sah die Tür, hätte jetzt aufstehen und hinausgehen können.

Aber er blieb sitzen.

Da war etwas, das er nicht begriff. Es hatte sich in seinem Innern aufgebaut, und es kam ihm vor wie eine Klammer, die den eigenen Willen festhielt.

Johnny sah aus wie jemand, der auf etwas wartete, aber den eigentlichen Grund nicht kannte. Er kam mit sich selbst nicht zurecht. Er saß am Tisch wie eine Statue, den Blick ins Leere gerichtet. Hin und wieder öffnete sich sein Mund, wenn er etwas tiefer Atem holte.

An die Luft hatte er sich mittlerweile gewöhnt. Sie wirkte nicht mehr fremd. Auch die Umgebung war ihm egal. Johnny wußte, daß jemand auf ihn wartete. Wer es sein würde und was dann geschah, das wußte der Junge nicht.

Er starrte zur Tür, ohne sie richtig zu sehen. Sein Körper war steif geworden, aber das Fremde befand sich noch in seiner Nähe. Er sah nichts, er hörte nichts, und so vergingen auch die folgenden Minuten, bis es plötzlich geschah.

Jemand hatte ihn berührt!

Johnny öffnete den Mund. Den Laut hielt er zurück, aber nicht die kalte Klammer an seinem Nacken. Sie war da, und eisige Hände aus dem Unsichtbaren legten sich auf seine Haut.

Johnny hockte noch immer unbeweglich auf der Stuhlkante.



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