John Sinclair - 0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick (1 of 3) by Jason Dark

John Sinclair - 0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick (1 of 3) by Jason Dark

Autor:Jason Dark [Dark, Jason]
Die sprache: deu
Format: epub


*

Elohim saß auf der Kante des unteren Betts und wagte nicht, sich zu rühren. Er hatte seine Hände nicht angehoben, aus großen Augen schaute er in die Mündung des Schalldämpfers und erwartete jeden Moment, von einer Kugel getroffen zu werden. Der Mann schoß nicht.

Er ließ sich Zeit und schaute Elohim sehr, genau an. Seine Augen waren dunkel. Nicht die Spur seiner Gedanken spiegelten sich darin, zudem sagte er kein Wort.

Der Junge konnte ihn jetzt besser sehen. Der Mann war sehr groß und in den Schultern schmaler, als Elohim angenommen hatte. Durch den breiten Mantel war er doch getäuscht worden. Der Mann trug eine blaue Jacke, einen dunklen Pullover darunter und eine ebenfalls dunkle Hose. Auf seiner Oberlippe wuchs der dünne Bart wie ein leicht gekrümmter schwarzer Pinselstrich. Das Kinn war an den Seiten eckig und an seinem unteren Ende abgerundet. Es verfremdete das Gesicht. Das dunkelbraune Haar trug der Mann brav gescheitelt, so daß er einen harmlosen Eindruck machte. Aber der wiederum täuschte.

Elohim hatte sich wieder gefangen. Er mühte sich um eine Frage, als er flüsterte: »Was ist denn? Was wollen Sie von mir?«

»Dich!«

»Ja, ja, aber warum?«

»Kannst du dir das nicht denken?«

»Nein, ich weiß es nicht.«

»Du darfst dein Ziel nicht erreichen. Du darfst unter keinen Umständen nach Pontresina fahren. Wir müssen es verhindern. Wir wollen nicht, daß die Kreaturen der Finsternis es schaffen, einen neuen König zu bekommen. Das darf einfach nicht geschehen. Deshalb werde ich dich töten müssen. Du hast mir einen Gefallen getan, als du aus deinem Abteil gegangen bist. Nun gibt es kein Zurück mehr für dich.«

Der Junge schluckte. Die Angst war da. Sie kroch in seinen Körper, aber sie erreichte sein Hirn nicht und beschrieb auch um sein Herz einen Bogen.

Er blieb innerlich kalt und abwartend, schaute den Mann mit der Waffe beinahe locker an und sah auch, daß sich auf dessen Stirn Schweißperlen gebildet hatten. Er war sicherheitshalber noch einen Schritt zurückgetreten, damit er sich an die Ecke der Tür anlehnen konnte, um so die Schwingungen des Zuges auszugleichen. Er fuhr mit der Zungenspitze über seine trockenen Lippen, und die Sicherheit des ersten Augenblicks hatte er verloren. Dieser Junge war ihm nicht geheuer …

Es verging eine Minute, ohne daß jemand ein Wort gesprochen hätte. Das Schweigen lastete über dem Abteil. Elohim fragte sich, ob Dagmar nicht aufgefallen war, wie lange er fortblieb. Wenn sie wieder tief und fest eingeschlafen war, hätte sie davon nichts mitbekommen, aber das wiederum war nicht ihre Art. Hier stimmte etwas nicht … Warum schoß der Mann nicht?

Elohim bewegte sich. Er hob den rechten Arm an und legte die Hand auf seinen Oberschenkel. Nichts passierte. Sollte er aufstehen?

Als er es versuchte, zuckte der Mann zusammen. »Bleib nur sitzen. Bleib nur auf dieser Kante.«

»Und dann?«

»Dicht vor dem nächsten Halt werde ich dich töten. Ich muß es tun, denn du bist kein Kind mehr. Du bist Elohim, der Götze. Du gehörst zu ihnen, zu den Kreaturen der Finsternis. Sie wollen dich, um dich anzubeten. Sie wollen das Chaos der alten Zeit, und wir haben es gespürt.



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