Jerusalem by Hanns Kneifel
Autor:Hanns Kneifel
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Roman
ISBN: 9783838702353
Herausgeber: Lübbe Digital
veröffentlicht: 2010-11-13T23:00:00+00:00
»Ihr wisst vielleicht, dass die besten und treuesten Krieger, die den Basileus schützen und jedem seiner Befehle bedingungslos gehorchen, normannische Waräger sind. Ich bin auch ein Normanne, aber schon seit meiner Jugend nicht mehr in der Heimat, sondern im Dienst des Kaisers.« So begann am nächsten Mittag Berenger vor zwei Dutzend Zuhörern seinen zweiten Bericht. »Auch Bohemund von Tarent, einer der Söhne des Robert Guiscard in Süditalien, ein vierzig Jahre alter Hüne, ist ein störrischer Normanne. Er lieà sich von französischen Rittern bei der Belagerung von Amalfi vom Ruf nach Jerusalem anstecken, zerriss seinen Purpurmantel zu Kreuzesstreifen und schrie mit ihnen »Deus lo vult!«, bevor er sich voll Machtgier und Unrast samt seinem Neffen Tancred und einem kleinen Heer über das Meer aufmachte, nach Durazzo, das schon einmal von Normannen erobert worden war. Dort sammelte sich das Heer am ersten Tag des Windmonds und ist durch Eis und Schnee nun auf dem Weg nach Konstantinopel.«
Als Berenger nach einer Pause fortfuhr, brauchte er nicht auf sein Geschriebenes zu sehen. Sein Gesicht zeigte Ãrger und eine Spur von Ãberdruss.
»Erst im Weinmond hat, wie ich euch schon erzählte, Graf Raimund IV. von Toulouse, Graf von Saint-Gilles, sich auf den Weg machen können, um über Mailand und Aquileia den Weg am Ostufer des Adriatischen Meeres entlang zu nehmen.
Robert II., Graf von Flandern, vier Jahrzehnte alt, mit viertausend Mann FuÃvolk und sechshundert Reitern, und Herzog Robert von der Normandie, der sich ihm anschloss, ein paar Jahre jünger, mit einem etwas kleineren Heer, überquerten das Alpengebirge weiter südlich, trafen in Lucca den Papst Urban und zogen von dort weiter nach Kalabrien, wie dieser Teil von Süditalien heiÃt. Robert von Flandern fuhr zu Schiff von Bari nach Avlona und ist inzwischen auf dem Weg zum Kaiser. Robert von der Normandie und sein Freund Stephan von Blois schädigen im milden Winter die Küste von Italien; wann sie aufbrechen, vermag ich nicht zu sagen. Das fünfte Heer also; hoffentlich das letzte für alle Zeiten.«
Er machte eine Pause und sagte, leiser und schärfer:
»Rechnet man sie zusammen, sind es trotz Schiffsuntergangs und vieler Kämpfe mit Ansässigen mindestens siebzig-, vielleicht hunderttausend Mann. Hauptmann Roger und auch die Höflinge im Palast glauben, dass die Heere erst im Ostermond hierher übersetzen werden. Also in zwei, drei Mondwechseln von jetzt an.«
Faroard, Gautmar, der Priester, die Ãbrigen - die Dörfler verstanden, ohne fragen zu müssen. Rutgar hob die Hand und warf ein: »Auch wenn ein Heer aus Rittern hier hindurchzieht, die keine Plünderer sind und vielleicht auch für ihre Verpflegung, Brot, Käse und Fisch, bezahlen, für Heu oder Schlachtvieh, werden sie groÃe Schäden verursachen.«
»Auch unter einer langen Belagerung von Nikaia dürften die umliegenden Dörfer leiden. Die Stadt hat hohe, dicke Mauern und zwanzig Dutzend Wachtürme«, sagte Faroard. »Sie wird sich nicht so leicht ergeben.«
»So ist es«, bekräftigte Berenger. »Nikaia, wie jedermann weiÃ, ist die Hauptstadt der Seldschuken. Die wichtigste StraÃe für Heere und Händler führt hindurch. Die Franken brauchen die StraÃe für ihren Nachschub; von Civetot, Pelikanon, Nikomedia oder Helenopolis ist es nicht weit dorthin. Die
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