Jenseits aller Vernunft by Sandra Brown

Jenseits aller Vernunft by Sandra Brown

Autor:Sandra Brown
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 9783442470914
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2009-04-01T22:00:00+00:00


12

Lydia hängte gerade Wäsche auf die Leine zwischen dem Wagen und einem Baum, als Anabeth aufgeregt herbeistürmte. »Ratet, was im Moment vom Fluss heraufkommt?«

Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr sie fort: »Der Wagen eines Händlers! Und er hat mehr Waren dabei, als man zählen kann. Natürlich regt sich Leona Watkins schrecklich auf, weil es Sonntag ist und da eigentlich keiner was kaufen darf. Aber Mr. Grayson hat gesagt, wir haben hier keine normalen Verhältnisse, wo einfach jeder samstags in die Stadt gehen kann zum Einkäufen. Und Priscilla habe ich schon gesehen, wie sie an einer Zuckerstange lutscht. Und Ma sagt, Ihr sollt doch mal runterkommen, weil sie einen Ballen Stoff gesehen hat, aus dem Ihr ein richtig schönes Kleid für den Unabhängigkeitstag nähen könnt.«

Lydia hörte dem Mädchen zu, das seine Neuigkeiten ohne Atem zu holen heraussprudelte. Ross, der beim Reparieren eines Zügels war, gesellte sich hinzu. Sie fingen gleichzeitig an zu lachen.

Seit dem letzten Streit war die Spannung zwischen ihnen beiden so unüberwindbar geworden, dass das Lachen beide überraschte. Als sie einander ansahen, verstummte es, und sie wandten beschämt die Blicke ab.

»Also, wollt Ihr denn nicht zum Händler gehen und schauen?« fragte Anabeth ungläubig, als Lydia ihre Tätigkeit wieder aufnahm.

»Ich brauche nichts«, gab sie ruhig Bescheid.

»Aber Ma hat gesagt, der Stoff würde ganz toll an Euch aussehen, weil er so ’ne Art Gold ist und zu Euren Haaren passen würd’ und überhaupt... Ihr müsst einfach kommen und die vielen schönen Sachen sehen, die er hat.«

»Ich habe noch Arbeit, Anabeth«, fasste Lydia sich in Geduld und warf einen schnellen Blick auf Ross. Er legte den Zügel weg und verschwand im Wagen. Sie brauchte oder wollte nichts, aber es wäre doch nett gewesen, wenn er ihr angeboten hätte, sie hinunterzubegleiten zu dem Händler, nur um zu schauen.

Natürlich war von ihm keine Freundlichkeit zu erwarten. Er hatte kaum mit ihr gesprochen seit seinem Ausflug nach Owentown und Winston Hills gleichzeitigem Besuch bei ihr. Jetzt schlief er wieder jede Nacht unter dem Wagen. Das fiel niemandem auf, denn viele Männer im Treck hielten es, wie gesagt, genauso.

Lydia bemerkte es schmerzlich. Sie vermisste das Geräusch seines Atems im Wagen und überhaupt seine Gegenwart.

»Lässt deine Ma dich denn nichts kaufen?« fragte Lydia, ohne auf den Kloß in ihrer Kehle zu achten.

»Pa hat jedem von uns einen Groschen gegeben.«

»Dann lauf schnell und kauf ein, bevor Priscilla Watkins dir alles wegschnappt.«

Anabeth lachte und fragte dann wieder ernst: »Ja, mach ich. Wollt Ihr wirklich nicht mitkommen?« Sie hatte sich gefreut, Lydia die gute Nachricht zu überbringen. Doch so interessant schien Lydia sie gar nicht zu finden.

Die ältere schüttelte den Kopf. »Du kannst ja später vorbeikommen und mir zeigen, was du erstanden hast.«

Anabeth setzte die ersten Schritte zögerlich, doch dann packte der ursprüngliche Jubel sie wieder, und sie flog zum Fluss hinunter.

»Lydia.« Sie schaute über die Wäscheleine zu Ross.

»Ja?«

Er nahm ihre Hand und zog sie unter den nassen Kleidern hindurch. Dann legte er ihr mehrere Münzen in die Handfläche. »Geh und kauf dir etwas.«

Sie betrachtete das Silber in ihrer Hand und sah dann auf zum Wagen.



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