Jeder Job kann glücklich machen by Marion Lemper-Pychlau

Jeder Job kann glücklich machen by Marion Lemper-Pychlau

Autor:Marion Lemper-Pychlau
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783658210366
Herausgeber: Springer Fachmedien Wiesbaden


5.6 Experimentierlust

Kennen Sie Snofru? Er war ein altägyptischer König der vierten Dynastie und herrschte vermutlich etwa von 2670 bis 2620 v. Chr. Er muss ein recht unternehmungslustiger Mensch gewesen sein. Denn nicht nur, dass er Krieg führte und den Handel förderte, er war auch ein experimentierfreudiger Bauherr. Als er an die Macht kam, tat er zunächst das, was alle ägyptischen Könige zu tun pflegten: Er ließ sein Grab bauen. Den Ägyptern war das Leben im Jenseits sehr wichtig und die Könige brauchten eine Pyramide als Haus für die Ewigkeit. Die Lebenserwartung war damals geringer als heute, der Bau einer Pyramide dauerte sehr lange. Deswegen war es für jeden König von größter Bedeutung und Dringlichkeit, möglichst rasch eine standesgemäße Pyramide zu errichten.

Es verlief auch alles wunschgemäß und Snofrus Pyramide in der Nähe von Meidum wurde zu seinen Lebzeiten fertig. Es war eine prachtvolle achtstufige Pyramide, so, wie man sie damals noch baute. Allerdings scheint Snofru damit nicht allzu glücklich gewesen zu sein. Er plante nicht länger seine Bestattung in Meidum, sondern ließ sich eine weitere Pyramide in Dahschur errichten, was möglicherweise auf die Verlegung der Hauptstadt zurückzuführen ist. Der Bau begann um 2650, und dies war die erste Pyramide in der ägyptischen Geschichte, die als echte Pyramide ohne Stufen geplant wurde. In der ersten Bauphase begann man mit einem Neigungswinkel von 58° oder sogar 60°. Daraus ergaben sich bereits auf halber Höhe massive Stabilitätsprobleme. Das Mauerwerk zeigte Risse, es bestand Einsturzgefahr. Hätte man mit diesem Neigungswinkel weitergebaut, wäre das Vorhaben gescheitert. Folglich wurde der Plan geändert und der Neigungswinkel reduziert, und zwar auf 54°. Damit ließen sich die Stabilitätsprobleme jedoch nicht lösen, sodass man sich gezwungen sah, den Bau bei einer Höhe von 49 m abzubrechen. Man reduzierte den Winkel erneut, diesmal auf 43°. Diese Veränderung ließ sich nicht kaschieren, und so entstand die einzigartige „Knickpyramide“. Zu spät merkte man, dass sie auf weichen Tonschiefer statt auf Fels gebaut worden war, sodass sich aufgrund ihres beträchtlichen Gewichts schnell neue Stabilitätsprobleme ergaben. Es kam zu Absenkungen und weiteren Rissen im Mauerwerk. Damit wurde die Eignung dieses Monuments als Grabmal für den König mehr als zweifelhaft. Das Bauwerk war tatsächlich Pfusch und musste ständig mit Mörtel geflickt und mit Holzbalken stabilisiert werden. Keine würdige Begräbnisstätte für einen König! Daher ließ Snofru weiter nördlich eine weitere Pyramide errichten. Baubeginn war im 29. oder 30. Jahr seiner Regierungszeit. Seine Baumeister hatten aus ihren Erfahrungen mit der Knickpyramide gelernt. Sie wählten deshalb einen stabileren Untergrund, einen flachen Neigungswinkel und sie passten ihre Mauertechniken an. So entstand schließlich die erste perfekte Pyramide in Ägypten, die sogenannte Rote Pyramide. Man vermutet, dass Snofru dort begraben wurde.

Seine Experimentierlust führte zu einem großen Fortschritt in der Architektur, ohne den beispielsweise Snofrus Sohn Cheops die weltberühmte Cheops-Pyramide nicht hätte bauen können.

Warum erzähle ich Ihnen das so ausführlich? Weil die Geschichte von Snofrus Pyramiden mich unsäglich beeindruckt und mir vor Augen führt, was wir erreichen können, wenn wir uns nicht mit Vertrautem begnügen, sondern neue Möglichkeiten erkunden und Experimente wagen. Es liegt



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