Jede Nacht in einem anderen Bett by Marie Louise Fischer

Jede Nacht in einem anderen Bett by Marie Louise Fischer

Autor:Marie Louise Fischer [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-04-20T00:00:00+00:00


Reni versprach den Damen, am nächsten Tag wieder zu erscheinen und ihnen alles mitzubringen, was sie zur Verschönerung ihres Körpers brauchten, Büstenhilfen in jeder Form, Korsetts und Untertaillen, Damenunterkleider in feinster Maßarbeit. 'Wir nehmen es ernst mit unseren Kunden, meine Damen, mit einer einmaligen Bestellung ist weder Ihnen noch uns gedient, viele Jahre möchten wir Ihnen alles, was Sie brauchen, ins Haus liefern dürfen. Der Verkauf von Miederwaren ist Vertrauenssache. Auf uns können Sie sich voll und ganz verlassen. Wir werden Ihr Vertrauen nie mißbrauchen. Auf alle Fälle darf ich mir wohl erlauben, Ihnen heute noch Maß zu nehmen.'

Reni nahm der Schneiderin das Meterband aus der Hand und befahl Hans Meir: 'Ohne Tritt, kehrt!'

Er folgte auf’s Wort, auf keinem Kasernenhof hätte es besser klappen können. Voll Eifer notierte er die Maße, die Reni ihm zurief, auch die Schneiderin und die Näherinnen ließen sich von Reni Maß nehmen.

'Die Herren der Schöpfung wollen betrogen sein', behauptete Reni, 'sie bilden sich ein, das schöne und starke Geschlecht zu sein … gut, sie sollen betrogen werden!'

Die Damen lachten. Nur die Braut schien ängstlich, daß Reni ihren Kollegen, der sich nicht umzublicken wagte, beleidigt haben könnte; sie machte Reni ein Zeichen.

'Oh!' rief Reni. 'Haben Sie es denn noch nicht bemerkt? Dieser Mann ist gar kein richtiger Mann. Finden Sie, daß er ein Mann ist, wenn er sich nicht zu sagen getraut, was er sich denkt? So sind die meisten Männer von heute! Sie haben vor dem Leben mehr Angst als vor dem Tod. Sie getrauen sich nicht, das Mädchen, das sie lieben, zu heiraten und mit ihr einen Hausstand zu gründen. Sie haben Angst vor den Sorgen, Angst vor der Verantwortung, sie wollen das Geld, das sie verdienen, für sich allein ausgeben. Meine lieben Damen, wir alle, die wir das Unglück haben, weiblichen Geschlechts zu sein, müssen dem Finanzminister die Hände küssen. Stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn er die Junggesellen nicht besonders besteuern würde … die wenigsten Herren würden überhaupt noch ans Heiraten denken! Ja, die Wohltaten, die der Umgang mit einer Frau mit sich bringt, würden sie gerne einheimsen, aber sonst …? Darum, meine Damen, wenn Sie einen Mann lieben, dann fesseln Sie ihn ganz an sich! Wir werden Ihnen dabei mit allen Kräften helfen.'

Die Braut war vom Hals bis zu den Ohren rot geworden. 'Mein Lothar ist nicht so', verteidigte sie tapfer ihren Bräutigam, 'er … er hat nie etwas von mir gewollt. Er … er hatte immer ernste Absichten.'

Reni rollte das Maßband zusammen. 'Das glaube ich Ihnen', versicherte sie, 'Sie haben eben mehr Glück als die meisten von uns … es gibt ja auch nur wenige Pastoren.'

Wie gute Freunde wurden Reni und Hans Meir verabschiedet, sie mußten fest versprechen, am nächsten Tag wiederzukommen.

Als sie auf der Straße standen, wischte Hans Meir sich den Schweiß von der Stirn. 'Das hast du fabelhaft gemacht, Reni', mußte er zugeben.

'Ja, wenn du mich nicht hättest!'

'Wie sind wir bloß zu diesem Bücherkoffer gekommen?'

'Idiot!' sagte Reni herzlich. 'Wir haben ihn mit Borros Koffer verwechselt.'

'Ach so! Und was machen wir nun?'

'Zurück marsch, marsch, in den ›Seelöwen‹.



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