Jack Holmes und sein Freund by Edmund White
Autor:Edmund White
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
Herausgeber: Bruno Gmünder
veröffentlicht: 2012-11-15T00:00:00+00:00
2.
Eine Woche später rief Jack mich im Büro an und lud mich zum Essen ein. Er sagte, dass Pia kommen würde und ein paar italienische Freunde von ihr – es war eine Einladung in letzter Minute, noch für den gleichen Abend, ansonsten hätte er darauf bestanden, dass auch Alex mitkommt. Er wollte sie ohnehin bald anrufen und für ein gemütliches Mittagessen in die Stadt locken.
Das Gespräch dauerte lange genug, um bei mir Befürchtungen zu wecken. Ich senkte meine Stimme und sagte: 'Jack? Tu mir einen Gefallen, okay? Wenn du mit Alex darüber redest, dann sag ihr, nur wir beide wären essen gewesen – könntest du das tun? Sie wird so schnell eifersüchtig.'
Ich rief Alex an und sagte ihr, dass ich länger arbeiten müsse und dass ich anschließend, wenn möglich, noch mit Jack einen Happen essen gehen wolle – und dass ich im Princeton Club übernachten würde.
'Aber du hast ja nicht mal eine Zahnbürste oder ein sauberes Hemd dabei', wandte Alex ein.
'Meine Sekretärin ist schon zu den Brothers rübergelaufen', sagte ich und flötete das Wort ›Brothers‹, wie ich es immer tat, wenn ich sie zum Lachen bringen wollte. Aber diesmal klappte es nicht; es war nur eine alberne Art, den Namen auszusprechen.
'Zu wem?'
'Brooks Brothers. Sie hat mir Strümpfe, eine Unterhose und ein Hemd gekauft und mir ein paar Sachen in der Drogerie besorgt.'
'Also dann, von mir aus', sagte Alex zweifelnd.
War sie neidisch oder eifersüchtig? Sträubte sie sich, Jack mit mir zu teilen, oder hatte sie Angst, dass ich ihn noch mal in den Arm nehmen würde? Oder befürchtete sie, dass ich mich mit Pia treffen könnte und sie in den Armen halten würde?
'Viel Spaß!', sagte sie plötzlich brüsk. 'Und wenn du daran denkst, ruf mich an, bevor du schlafen gehst.'
Ich versprach ihr, dass ich das tun würde. Ich wusste, sie erwartete, dass ich sie anrief.
Jack wollte mich in einem Laden in Midtown treffen, der ›Monkey Bar‹ hieß, und anschließend irgendwo ein Steak essen gehen. Während ich wartete, hörte ich einen neuen Song – Treat Her Like A Lady –, und er brachte mich zum Lächeln, auch wenn ich Popmusik hasste. Dann dachte ich darüber nach, dass sich der Reiz des heterosexuellen, normalen Lebens gut zur Hälfte aus dem Unterschied zwischen Männern und Frauen ergab. Es machte Spaß, eine Frau wie eine Lady zu behandeln, ihr Sachen zu kaufen, für sie zu bezahlen, sie zu beschützen – und Frauen, wenn sie clever waren, behandelten einen Mann wie einen Mann und nicht nur wie einen Gentleman. Die armen Schwulen – sie hatten so etwas wie diese klare Rollenverteilung nicht. Sie hatten keine Partner, die Diamantohrringe und Armbänder trugen, denen man das Kleid hinten schließen musste und die man in einer Robe über die Tanzfläche führen konnte. Ihre Partner träufelten sich kein teures Parfüm auf die Handgelenke und trugen weder Nylonstrümpfe noch Hüfthalter. Als Jack ankam, fragte ich ihn, wie er über all das dachte.
Er sagte: 'Wir vergöttern bestimmte
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