Ja, nein, vielleicht! by Stefanie Stahl
Autor:Stefanie Stahl
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Kösel-Verlag
Das Kind in uns
Die Anhäufung unserer Glaubenssätze bestimmt einen Wesensanteil in uns, der als das »innere Kind« bezeichnet wird. Das innere Kind in uns entscheidet ganz wesentlich darüber, wie wir uns im zwischenmenschlichen Miteinander und insbesondere in Liebesbeziehungen verhalten.
Das innere Kind beeinflusst uns auch im Erwachsenenalter
Das lässt sich am Beispiel von Martin verdeutlichen: Martin hatte einen Vater, der beruflich sehr erfolgreich war. Er arbeitete viel und war selten daheim. Von Martin erwartete er ebenfalls sehr gute Leistungen und »dass er in der Spur läuft«. Martins Vater war aber nicht nur streng, er konnte auch sehr abwertend sein. Wenn der kleine Martin zum Beispiel für eine Aufgabe etwas länger brauchte, dann sagte sein Vater Sätze wie: »Stell dich nicht so dumm an«, oder: »Aus dir kann ja nix werden«. Martin schämte sich dann immer furchtbar. Er hatte Angst vor seinem Vater und gleichzeitig bewunderte er ihn. Seine Mutter war ihm in Bezug auf seinen Vater keine Hilfe: Sie hatte ebenfalls sehr groÃen Respekt vor ihrem Ehemann und trat Martin nicht zur Seite, wenn ihr Mann ihn heruntermachte. Martins Mutter war lieb, aber auch häufig gestresst und überfordert. Sie riet ihm immer: »Mach, was Papa sagt! Widerspruch bringt doch nichts!«
Martins inneres Kind glaubt, dass es nur durch Leistung etwas wert ist und fürchtet sich vor Ablehnung
Martin entwickelte aufgrund des Verhaltens seiner Eltern innere Glaubenssätze wie: »Wenn ich will, dass du mich liebst, dann muss ich ⦠immer gute Leistungen erbringen; ⦠darf ich keine Fehler machen; ⦠muss ich tun, was du sagst; ⦠darf ich dir nicht zur Last fallen; ⦠darf ich dir nicht widersprechen und ⦠darf ich nicht ich selbst sein!«
Diese Glaubenssätze hat Martin verinnerlicht und sie steuern ihn unbewusst auch als Erwachsenen. Das innere Kind in Martin glaubt also auch heute noch, dass es ganz besondere Leistungen erbringen muss, keine Fehler machen und nicht es selbst sein darf, wenn es geliebt werden will. Und es hat unheimliche Angst vor Ablehnung. Es ist das innere Kind in Martin, das sich Tatjana aussucht, weil sie zunächst seinen Selbstwert bestätigt, und das dann wieder vor ihr davonläuft, weil es meint, sich für ihre Liebe selbst verleugnen zu müssen.
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