Isabelle by Felix Tijssen

Isabelle by Felix Tijssen

Autor:Felix Tijssen [Tijssen, Felix]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-08-05T16:00:00+00:00


»Na ja, Sie machen mir aber den Eindruck, als könne das noch ein Weilchen dauern.«

»Seniorengymnastik, Bingo, Billard spielen im Gemeinschaftsraum: ganz schön anstrengend, aber nicht so anstrengend wie vor der Klasse zu stehen. Ich bin wie ein abgestorbener Kirschbaum; der steht noch Jahre, aber man darf ihm keinen Stoß versetzen. Hier ist man vor Stößen ziemlich sicher, es geht ungefähr so aufregend zu wie bei einem Nähkränzchen.«

Max nahm sich einen Stuhl und stellte ihn neben den Sessel von Hinstra. »Sind vor mir schon mal Leute bei Ihnen gewesen, die sich nach Alex erkundigt haben?«

Hinstra war ein gebrechlicher Mann von mindestens achtzig Jahren, aber man erkannte noch die Spuren friesischer Gesundheit an ihm, die gegerbten Wangen, die Erinnerungen an Segeln und Schlittschuhlaufen wachriefen, weiße, borstige Wimpern über den eisblauen Augen und dünnes Haar, durch das der mit Leberflecken bedeckte Schädel schimmerte und das von einem so hellen Grau war, dass es fast blond wirkte. Man konnte sich vorstellen, dass er niemals krank werden, sondern einfach einschlafen würde, wie eine Kerze, die erlischt, weil die Substanz aufgezehrt und verbraucht ist. Hinstra schaute aus dem Fenster und sagte ironisch: »Kommt drauf an, welchen Alex Sie meinen.«

»Alex Lafont, aus dem Waisenhaus in Hengelo.«

»Alex war keine Waise, jedenfalls nicht, als er dort vor die Tür gelegt wurde. Vielleicht war seine Mutter unverheiratet oder zu jung, um für ihn sorgen zu können. 1952 sah die Welt noch anders aus, da gab es noch nicht so ein dichtes soziales Netz wie heute.«

»Er war ein Findling?«, fragte Max erstaunt.

»Ja, er lag in einem Körbchen, wie Mose. Dazu ein Zettel, auf dem in etwa stand: Das hier ist Alex Lafont, bitte sorgen Sie gut für ihn, denn ich kann es nicht.«

»Und sein Geburtsdatum?«

Hinstra schüttelte den Kopf. »Das haben sie ihm dort gegeben. Bei Findlingen ist das so üblich. Er war ungefähr einen Monat alt, also pickten sie einfach irgendein Datum vier Wochen vorher heraus. Meine Frau und ich klapperten die Waisenhäuser ab, weil wir ein Kind adoptieren wollten. Meiner Frau Hiske ist der Kleine sofort aufgefallen, er war ein so süßer kleiner Junge. Wir haben ihn offiziell adoptiert, als er sechs Jahre alt war. Von da an war er Alex Hinstra.«

»Gab es da keine Probleme?«, fragte Max. »Ein Findling hat doch Eltern, oder zumindest eine Mutter, auch wenn sie ihn nicht haben will. Sie hätte ja ihre Meinung ändern können.«

»Die Mutter hat nie mehr etwas von sich hören lassen. Man versuchte, sie ausfindig zu machen, aber damals war es einfacher als heute, unterzutauchen. Man ging davon aus, dass Lafont der Name des Vaters war, und auch, dass dieser wahrscheinlich unbekannt bleiben wollte. In den Niederlanden gibt es nur wenige Lafonts, in Frankreich dagegen kommt der Name so häufig vor wie bei uns Jansen. Die Mutter hätte sonst wie heißen können. Daher hat man die Suche bald aufgegeben. Das Waisenhaus machte keine Schwierigkeiten, die waren froh, dass wir Alex zu uns nahmen und sie ihn los waren.«

»Sagt Ihnen der Name Ben Visser etwas?«

Hinstra holte tief Luft und sagte zu Max’



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