Irrwege by Margaret Weis; Tracy Hickman

Irrwege by Margaret Weis; Tracy Hickman

Autor:Margaret Weis; Tracy Hickman
Format: mobi
ISBN: 9783404202874
Herausgeber: Bastei Lubbe
veröffentlicht: 2009-07-16T12:53:16+00:00


* * *

Kapitel 27

Verloren

Marit saß mit dem Rücken zu einer alten Steinwand und beobachtete den Assassinen, der sie beobachtete. Er lehnte an der gegenüberliegenden Wand, aus seiner Pfeife stiegen höchst übelriechende Rauchwolken. Seine Augen waren geschlossen, aber sie wußte, wenn sie auch nur die Hand hob, um sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, traf sie unter halbgesenkten Lidern ein glitzernder Blick aus den tiefliegenden dunk­len Augen.

Auf einer Pritsche zwischen ihnen wälzte sich Haplo in unruhigem Schlaf, es war nicht der Heilschlummer ihres Volkes. Neben ihm hielt ein zweites Paar Augen getreu­lich Wacht, teilten seine Aufmerksamkeit zwischen der Frau und dem geliebten Herrn. Hugh Mordhand schlief hin und wieder. Der Hund schlief nie.

Dieses Gefühl, unablässig beobachtet zu werden, war auf die Dauer unerträglich; Marit wandte beiden Auf­passern den Rücken zu und machte sich daran, ihren Dolch zu schärfen.

Er brauchte nicht geschärft zu werden, noch war es nötig, die Sigel zu erneuern, aber die Beschäftigung mit der Waffe bot eine Abwechslung zu dem Herumwandern in dem kahlen Raum – immer im Kreis herum, bis ihr die Beine weh taten. Vielleicht, nur vielleicht, wenn sie aufhörte, die Wächter zu bewachen, wurden die Wäch­ter nachlässig und unaufmerksam.

Sie hätte ihnen sagen können, daß ihre Sorge unnötig war. Ihre Befehle waren geändert worden. Haplo sollte leben.

Marit stieß die rasiermesserscharfe Klinge in einen haarfeinen Spalt zwischen den großen Blöcken aus wei­ßem, glänzend poliertem Stein, aus denen Boden, Wände und die gewölbte Decke des merkwürdigen Raums bestanden, in dem sie gefangen waren. Sie fuhr mit dem Dolch die Ritze entlang, stocherte und suchte nach einer Schwachstelle, von der sie wußte, daß sie nicht vorhanden war. Sartanrunen waren auf jedem Stein eingraviert. Sartanrunen beherrschten den gan­zen Raum, wohin sie schaute. Die magischen Zeichen ihrer Feinde taten ihr nichts, aber sie vermied es, damit in Berührung zu kommen. Sie flößten ihr Unbehagen ein, wie der ganze Raum ihr Unbehagen einflößte.

Weil er ein Gefängnis war.

Sie wußte es. Sie waren gefangen.

Der Raum war groß, hell erleuchtet, mit einem diffu­sen, weißen Licht, das von überall her zu kommen schien. Eine störende Art von Licht – es begann an ih­ren Nerven zu zerren. Es gab eine Tür, jedoch ebenfalls mit Sartanrunen bedeckt. Und obwohl auch diese Zei­chen dunkel blieben, wenn Marit in die Nähe kam, scheute sie davor zurück, die Tür zu berühren.

Sie konnte die Sartanzeichen nicht lesen, hatte es nie gelernt. Haplo verstand sich darauf, also hieß es war­ten, bis er aufwachte und ihr die Bedeutung erklärte. Da er leben sollte.

Haplo sollte leben. Marit rammte den Dolch tiefer in die Fuge zwischen den Blöcken und benutzte ihn als Hebel, in dem vollkommen aussichtslosen Bemühen, einen der Sterne zu lockern. Nichts rührte sich, eher bestand die Gefahr, daß die Klinge brach. Zornig, ent­täuscht und – auch wenn sie es sich nicht eingestand – angsterfüllt zog sie den Dolch mit einem Ruck heraus und schleuderte ihn von sich. Er rutschte über den glat­ten Boden, prallte gegen die Wand und schlitterte zu­rück in die Mitte des Raums.

Die Augen des Assassinen öffneten sich ein wenig. Der Hund hob den Kopf und betrachtete sie wachsam.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.