Inselgrab by Johan Theorin

Inselgrab by Johan Theorin

Autor:Johan Theorin
Die sprache: deu
Format: mobi, azw3
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2014-03-05T23:00:00+00:00


GERLOF

Die Vernehmung im Hause Kloss war vorüber, und alle erhoben sich. Der Zeuge der Vernehmung benötigte dazu am meisten Zeit, aber er bewegte sich auch absichtlich langsam. Schweigend hatte er dem Gespräch beigewohnt, dabei aber Kent Kloss kaum aus den Augen gelassen. Der Besitzer des Ölandic Resorts grinste, als hätte er ein Tennismatch gewonnen.

Gerlof hätte ihm am liebsten dieses Grinsen aus dem Gesicht gewischt. Er stützte sich auf seinen Stock und sprach Kent Kloss mit leiser Stimme an, als würde er nur ein wenig plaudern wollen.

»Ich habe im Frühling einen Saugbagger vor Stenvik fahren sehen. Der war auf dem Weg zu Ihnen ins Resort, nicht wahr?«

Genau genommen hatte John den Bagger im Sund gesehen, aber das konnte Kloss ja nicht wissen. Der nickte.

»Ja, wir mussten Schlamm wegsaugen lassen.«

»Vom Hafenboden?«, hakte Gerlof nach.

»Korrekt.« Kloss schien allerdings gar nicht richtig zuzuhören, er sah auf seine Armbanduhr.

»Zu Ihrer Anlage gehört ein kleiner Hafen. Ich weiß das. Am Anfang gab es nur eine Anlegebrücke für Dampfschiffe, und nach dem Krieg wurde sie zu einem Frachthafen umgebaut.«

Kloss antwortete nicht einmal, er hatte sich schon zur Tür gewandt. Gerlof platzierte die Spitze seines Stock wie unabsichtlich vor Kloss’ Füße und fragte ihn direkt: »Benutzen Sie diesen Frachthafen noch?«

Kloss sah ihn an. »Frachthafen, Frachthafen«, sagte er. »Das ist bloß ein alter Pier, den wir mit ein bisschen Beton ausgebessert haben.«

»Aber Sie halten das Hafenbecken in Schuss?«

»Na ja, wir baggern es ab und zu aus, im Frühling. Sonst verschlammt es ja total.«

»Wie tief ist denn das Wasser am Pier?«

»Ein paar Meter ... vielleicht drei.«

Gerlof hob den Stock und zeigte auf das Foto mit dem Frachter Ophelia, das noch auf dem Tisch lag.

»Dann ist es tief genug für dieses Schiff. Ich nehme an, dass es einen Tiefgang von etwa zwei Metern hat. Es kann also ohne Weiteres im Ölandic Frachthafen gelegen haben.«

Kent Kloss starrte ihn nur an. Wenigstens hatte Gerlof jetzt seine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Also fuhr er fort: »Unten in Borgholm hat ja niemand das Schiff gesehen, und viele andere Häfen kommen kaum infrage.« Er sah Kent Kloss eindringlich an. »Hat es denn dort gelegen?«

Kloss schwieg. Cecilie Sanders Interesse schien mittlerweile auch geweckt zu sein. Sie hatte die Bilder zusammengesammelt und sich erhoben, jetzt schaltete sie sich in das Gespräch ein.

»War die Ophelia etwa Ihr Schiff?«

Sie betonte das Wort Ihr. Und Kent Kloss antwortete kurz angebunden.

»Die Antwort lautet: Nein. Nicht wirklich.«

»Wissen Sie es nicht genau?«

»Es war nicht unser Schiff, das weiß ich sehr genau, aber es kann natürlich sein, dass wir es eingesetzt haben.« Kloss senkte den Kopf. »Wir hatten einen Frachter über Mittsommer im Hafen liegen, aber ich kann mich nicht erinnern, wie der hieß ... Sie haben uns eine Lieferung gebracht. Wir hatten einen Teil ihres Laderaums gemietet.«

»Wofür?«, fragte die Polizeibeamtin.

Kent Kloss schaute auf seine Hände und inspizierte seine Fingernägel. »Für ... Lebensmittel«, brummelte er.

»War es Fisch?«, fragte Gerlof. »Oder etwas anderes?«

»Ganz genau, Fisch«, antwortete Kloss. »Sie haben uns gefrorenen Fisch für unsere Restaurants geliefert. Am Mittsommerwochenende haben sie angelegt und entladen, dann sind sie wieder abgefahren.«

»Sie müssen doch Kontakt zur Besatzung gehabt haben?«

»Nicht seitdem.



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