Insel der Verdammten. Roman by James Jones

Autor:James Jones [Jones, James]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105612187
Herausgeber: FISCHER Digital
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00

Kapitel V

Milliarden harter, glitzernder Sterne schimmerten mitleidlos am tropischen Nachthimmel. Unter diesem glänzenden Baldachin des Universums lagen die Männer hellwach und warteten. Von Zeit zu Zeit segelten die gleichen großen Wolken, jetzt als schwarze Kleckse, majestätisch durch den hellen Himmel und verdeckten ihn teilweise, doch fiel kein Regen auf die durstenden Männer. Zum ersten Mal, seit sie in diesen Hügeln waren, regnete es nicht in der Nacht. Die Nacht mußte ertragen werden, sie mußte in ihrer prächtigen Schönheit durstig ertragen werden. Vielleicht war Oberst Tall von allen der einzige, der diese Nacht genoß.

Schließlich ging der Befehl »Fertigmachen!« von Loch zu Loch, obwohl es noch ganz dunkel war. Im unwirklichen Zwielicht der trügerischen Dämmerung gerannen die schmutzstarrenden Reste der Dritten Kompanie zu Gruppen und Zügen, um ihr Flankierungsmanöver zu beginnen. Nicht einer von ihnen war ohne Schrammen, Kratzer oder Prellungen, die er sich am Tag zuvor durch fortgesetztes heftiges Hinwerfen geholt hatte. Der Dreck klebte ihnen unter den Fingernägeln, vermischt mit dem Öl und Fett der Waffen. Sie hatten gestern insgesamt 48 Ausfälle gehabt, Tote, Verwundete und Kranke, mehr als ein Viertel der Kompanie. Niemand bezweifelte, daß es auch heute wieder Ausfälle geben würde. Die Frage war nur: wer?

Obwohl Oberst Tall beinahe ebenso schmutzig war wie seine Leute, wirkte er doch noch elegant, wie er da, den Bambusstock unter dem Arm und die Hand auf die tiefhängende Pistolentasche gestützt, zwischen den Männern umherging und ihnen Glück auf den Weg wünschte. Er schüttelte Hauptmann Stein und Oberleutnant Band die Hand. Dann marschierte die Kompanie im gespenstischen Dämmerlicht nach Osten, von Durst gequält, einem neuen Tag entgegen. Noch ehe es licht geworden war, hatten sie die dritte Bodenwelle hinter sich – wo sie gestern so lange von Schrecken gepeinigt gelegen hatten und das bekannte Gelände ihnen jetzt fremd vorkam – und waren am Rande des Dschungels angelangt, der sie verbarg, wohin Oberst Tall sie gestern hatte nicht gehen lassen wollen und wo kein einziger Japaner zu sehen war. Behutsam vorgehend, Späher voraus, fanden sie den Dschungel feindfrei. Hundert Meter im Wald gerieten sie auf einen stark ausgetretenen Pfad, auf dem unzählige Abdrücke japanischer Nagelstiefel zur Höhe 210 wiesen. Als sie in aller Ruhe und ohne auf Widerstand zu stoßen, den Pfad entlang gingen, vernahmen sie, wie das Gefecht um das Plateau begann, wo ihre ehemals vier und nun fünf Freiwilligen bei Hauptmann Gaff zurückgeblieben waren.

Tall hatte nicht lange gewartet. Die Schützenlöcher entlang der Böschung waren nun von Leuten der Zweiten Kompanie besetzt. Kaum war es hell genug, als Tall die Zweite bereits auf die Böschung vorrücken ließ und einen Zug vorschickte, der mit Front zum Bunker in Stellung gehen sollte. Dieser Zug wäre dann in der Lage gewesen, Gaff zu unterstützen.

Der Vorstoß in Zugstärke wurde allerdings abgewiesen. Der Zug geriet in schweres MG-Feuer vom Bunker her und wurde überdies von noch nicht erkannten Stellungen aus beschossen. Es gab vier Tote und mehrere Verwundete, und man mußte umkehren. Das war die Schießerei, die die Dritte vom Dschungel aus vernommen hatte. Dieser Fehlschlag hatte zur

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