Injektion: Die Rache (German Edition) by Melisa Schwermer

Injektion: Die Rache (German Edition) by Melisa Schwermer

Autor:Melisa Schwermer [Schwermer, Melisa]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-24T22:00:00+00:00


Das Herz schlägt stetig höher

Meine Hände zittern so, dass ich kaum das Glas halten kann. Beinahe verschütte ich den Inhalt auf meinen Schoß, als ich es zum Mund führe. Zuerst hat Steffen sich geweigert, mir nach diesem Schrecken Alkohol zu geben. Mit dem Versprechen, von jetzt an schonungslos offen zu ihm zu sein, konnte ich ihn doch noch überzeugen, mir einen winzigen Schluck Rum in meine Cola zu schütten. Alkohol ist schließlich dafür bekannt, der beste Zungenlöser zu sein.

Nachdem er seinen Teil der Abmachung eingehalten hat und sogar noch unten in meiner Wohnung die Scherben aus dem Schlafzimmer entfernt, das Fenster mit einer Holzplatte wetter- und einbruchssicher gemacht sowie mein Telefon nach oben geholt hat, berichte ich ihm von den schrecklichen Ereignissen der letzten Zeit. Zu Beginn fällt es mir schwer, ich habe ständig das Gefühl, zu übertreiben oder zu empfindlich zu sein. Spätestens jedoch als ich den attraktiven, alleinstehenden Nachbarn ausgeblendet habe und den angehenden Psychologen vor mir sehe, sprudeln die Worte nahezu aus mir heraus.

Nun habe ich vor einem völlig Fremden, mit dem ich vor einigen Monaten eher etwas trinken gegangen wäre, statt ihm das Herz auszuschütten, einen Seelenstrip begangen. Ich habe ihm alles erzählt. Angefangen mit dem Abend, an dem ich Jörg kennengelernt habe, über die Planung unseres gemeinsamen Urlaubs und der ersten Nacht auf der Almhütte, die ich alleine verbringen musste, bis zu den unaussprechlichen Dingen, die mir im Krankenhaus angetan wurden. Den Abschluss der Geschichte bildet meine blutige Befreiungsaktion, die zwei Menschen das Leben gekostet hat. Nicht, dass diese es nicht verdient gehabt hätten, dennoch fühle ich mich miserabel. Ich bin eine Mörderin.

Während ich all das auf den Tisch packe und Steffen mir geduldig zuhört, ohne ständig Fragen zu stellen, erinnere ich mich plötzlich an Details, die mir zuvor nicht eingefallen sind. Das Buch zum Beispiel, das ich in der Gewitternacht gelesen habe: Wie kam es auf den Nachttisch? Und das Licht, wer hat das Licht gelöscht? Jemand muss damals in die Hütte eingedrungen sein, um im Schlafzimmer vorbeizuschauen und bei der Gelegenheit gleich die Milch im Kühlschrank mit einem Betäubungsmittel zu versehen. Nur das würde erklären, wie diese von einem auf den anderen Tag gerinnen konnte.

»Klingt einleuchtend«, kommentiert Steffen meine Erkenntnis. »Ich schätze, du hast der Polizei nichts davon gesagt?«

»Wohl kaum. Irgendwie kommt das jetzt erst wieder hoch, als würde ich mir einen Film ansehen. Davor konnte ich mich an solche Kleinigkeiten gar nicht erinnern. Oder ich hielt sie für unwichtig.«

Steffen stützt sein Kinn auf die Hände und legt seine Stirn in Falten. Nun sieht man ihm sehr viel deutlicher sein tatsächliches Alter an. Er hat mich fest im Blick und wirkt nachdenklich, so als suche er nach einer Methode, die mich all die schrecklichen Erlebnisse mit einem Schlag vergessen lässt. Vielleicht überlegt er auch, wo er seine KO-Tropen aufbewahrt, um mich zu betäuben und so schnell wie möglich aus seiner Wohnung zu schaffen. Wer hört sich schon gerne das Gejammer einer traumatisierten Psychotante an?

»Dazu gab es mal eine Vorlesung«, sagt er. »Leider habe



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