Inge Helm - Hilfe, ich werde Großmutter! by Inge Helm

Inge Helm - Hilfe, ich werde Großmutter! by Inge Helm

Autor:Inge Helm [Helm, Inge]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955300197
veröffentlicht: 2015-05-22T16:00:00+00:00


Dickhäuter

Wie das so ist: Bestellt man die Handwerker, kommen sie nicht, nimmt man sich etwas vor, stehen sie plötzlich vor der Tür. Meine Tochter hatte Mäxchen versprochen, mit ihm mal wieder den Zoo zu besuchen. Er war zwar schon öfter dort, geht aber immer wieder gern hin.

Doch nun hat sie den Salat: entweder Landunter im Badezimmer oder Landunter bei ihrem Sohn. Telefonisch verspreche ich schnelle Hilfe, schließlich ist mein letzter Besuch im Tierpark auch schon eine Ewigkeit her, und es kann nicht schaden, wenn ich mein Wissen über alles, was da kreucht und fleucht auf unserer schönen Erde, mal wieder ein bisschen auffrische. Mäxchen ist ausgesprochen tierlieb und interessiert sich für alles, auch für die leeren Käfige.

»Was steht da auf dem Schild?«

»Giraffe«, sage ich.

»Ich sehe aber keine Giraffe, dabei hast du gesagt, ich habe so tolle Augen.«

»Die kannst du auch mit Brille nicht sehen«, antworte ich, »weil sie nämlich drinnen ist.«

»Warum?«

»Na, vielleicht ist sie krank.«

»Bestimmt«, sagt er, »Angina, wie ich neulich.« Und dann will er wissen, wie lang so ein Schal für einen kranken Giraffenhals wohl sei.

»Da muss eine Oma lange für stricken«, ziehe ich ihn belustigt auf.

»Können wir mal reingehen und es uns ansehen?«

»Sicher.«

»So’n Mist!« Die Giraffe hat keinen Schal um, die hat bloß ein Baby. Enttäuscht zieht Mäxchen mich weiter. Die Löwen liegen herum wie die Pennbrüder bei uns am Hauptbahnhof und gähnen vor Langeweile, die Pferde sind gestreift und leben mit den Ziegen in einem Gehege.

»Warum?«

Ja, woher soll ich das denn wissen! Ich habe mir noch nie Gedanken über das Zusammenleben von Zebras und Ziegen gemacht.

Und dann erreichen wir die Elefanten. »Das sind die so genannten Dickhäuter. So ’ne schöne dicke Haut hätte ich auch gerne«, sage ich.

»Mit so viel Falten?«

»Ach, die bekomme ich sowieso, wenn ich mal eine Uromi bin.«

»Ich will aber nicht, dass du eine Uromi wirst!«

»Och«, sage ich, »ehe ich mich versehe, wirst du mich ganz einfach dazu gemacht haben.«

Mäxchen schaut mich zweifelnd und ernst an. Dann gehen wir ernst Popcorn und Limo kaufen, ziehen ernst am Automaten Futter für die Paviane auf der Affeninsel, schlendern ernst über den Spielplatz mit Lokomotive und Rutsche und stehen dann ernst vor einem Haus mit einem großen Messingschild.

»Was steht da drauf?«

»Café«, sage ich.

»Können wir da reingehen und es uns anschauen?«

Mir tut mein Portemonnaie schon weh, aber meine Füße auch. Also gehen wir hinein.

Wir löffeln ernst unser Spaghetti-Eis, und plötzlich schaut Mäxchen mich verschmitzt an.

»Omi?«

»Jaha?«

»Du kannst ruhig wieder lachen. Ich verspreche dir, ich mache dich nie, nie, nie zur Uromi, drei Finger auf dem Herzen.«

»Ach ja, und warum nicht?«

»Wegen ich nich will, dass du später aussiehst wie’n Elefant!«



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