In ziemlich bester Gesellschaft by Crowe Sara

In ziemlich bester Gesellschaft by Crowe Sara

Autor:Crowe, Sara [Crowe, Sara]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne, 2014
veröffentlicht: 2015-01-13T05:00:00+00:00


Sue

August

Am Mittwoch kam schließlich ein Brief von Dad, in dem er mir mitteilte, dass er und die dämliche Dänin schon wieder einen Kurzurlaub in Venedig einlegen würden. Meine Chance – die Bahn war frei, ich konnte das Haus in Titford in aller Ruhe durchsuchen. Ich hoffte so sehr, einen Brief zu finden.

Ich meldete mich krank mit der Begründung, ich hätte eine furchtbar ansteckende Hautkrankheit, weil ich wusste, dass ich damit Loudolle nervös machen würde. Allerdings musste ich ohne Joe nach Titford. Er kann schlecht krankmachen, weil seine Chefin gleichzeitig seine Mutter ist.

Titford ist ein relativ langweiliger Ort. Die einzige Unterhaltung bieten verschiedene Gruppierungen: der Wanderverein, die Damen-Töpfer-Gruppe, der Boccia-Herrenclub. Der Geschichtsverein kümmert sich um die blauen Plaketten an historischen Gebäuden und um die Sauberkeit auf den Straßen. Außerdem hat er einmal einen heldenhaften Kampf darum geführt, dass die Bushaltestelle ihr kleines Strohdach behält. Mum mochte diese Titford- Typen nie besonders. Sie hielt sie für Kleingeister, hatte aber zwei oder drei Freunde, um ihre Einsamkeit in Schach zu halten.

Die High Street ist durch vier Ampeln in verschiedene Abschnitte unterteilt, die Bibliothek liegt ganz am Ende. Nichts hatte sich verändert. Es gab nichts Außergewöhnliches, keine Banner quer über der Straße, auf denen »Willkommen Sue« stand. Ich ging an der Buchhandlung vorbei, wo Aileen früher samstags ausgeholfen hatte (ihren Ziegelstein hatte sie derweil draußen angebunden). Weiter an Flowers’n Cards, der Titford-Galerie und der Boutique Je t’aime vorbei, bis ich schließlich vor der Bibliothek stand. Ich ging erst mal weiter und bog von der Hauptstraße in den Addison Drive ab. Von dort sah ich dann unser altes Haus. Es war wie eine Zeitreise. Ich hatte das Gefühl, ich könnte einfach hineingehen, und meine Mutter wäre noch da. Wahrscheinlich bin ich schon tausendmal, wenn nicht Millionen Mal unsere Straße entlanggegangen. Sie war wie eine vertraute Fremde für mich. Oder vielleicht war ich die Fremde, neu geboren in den acht kurzen Monaten, die seit meinem Wegzug vergangen waren.

Ich ging ins Haus und stand im Flur. Ich erinnerte mich an den Geruch von verbranntem Toast aus der Küche und an das Geräusch, wenn Mum die verkohlten Stellen abkratzte, bevor sie mir zurief, ich solle mich beeilen. Als ich so am Fuß der Treppe stand, fiel mir ein, dass ich mich getäuscht hatte. Ich hatte auch schon in Titford Angst gehabt. Mum hatte einmal den Fehler gemacht und mir gesagt, ich solle keine Angst haben, denn Angst ziehe weitere Angst an. Das machte mir nämlich noch mehr Angst. Deshalb kroch ich nachts oft zu ihr ins Bett, und wir machten Dad so lange den Platz streitig, bis er schließlich ging und in meinem Bett schlief. Morgens wachten wir dann alle in einem anderen Bett auf. Das war ziemlich chaotisch. Ich glaube, mir fehlt sogar diese Angst, weil ich Mum dadurch so nahe war.

Als ich es endlich schaffte, mich zu bewegen, stolperte ich über ein Paar Slipper. Sie waren in einer Tüte mitsamt dem Kassenbon, wahrscheinlich sollten sie umgetauscht werden. Ich schaute in die Tüte und erkannte den Grund:



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