In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning Reacher 05 by Lee Child

In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning Reacher 05 by Lee Child

Autor:Lee Child [Child, Lee]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2010-04-03T22:00:00+00:00


Es war klar, dass die Ereignisse der vergangenen Nacht das rote Haus wie in Erstarrung zurückgelassen hatten. Und entvölkert, was dem Killerteam nur recht war. Die Landarbeiter waren nicht zu sehen, der große Fremde und Carmen Greer waren fort und ihr Mann natürlich auch. Also befanden sich nur noch die alte Frau, ihr zweiter Sohn und die Enkelin im Haus. Es war Montag, aber die Kleine ging nicht zur Schule. Der Schulbus kam vorbei und fuhr ohne sie weiter. Sie trieb sich nur im Stall und seiner Umgebung herum, wirkte verwirrt und lethargisch. So wie alle. Auf diese Weise waren sie leichter zu überwachen. Bessere Ziele.

Die beiden Männer lagen hinter einem Felsbrocken gegenüber dem Ranchtor – gut versteckt und sechs bis sieben Meter erhöht. Von dort aus konnten sie die ganze Ranch überblicken. Die Frau hatte sie dreihundert Meter nördlich abgesetzt und war nach Pecos zurückgefahren.

»Wann schlagen wir zu?«, hatten die beiden sie gefragt.

»Wenn ich’s sage«, war ihre Antwort gewesen.

Reacher hielt sich an der Kreuzung mitten in Pecos links und folgte einer Straße, die parallel zu den Bahngleisen verlief. Er kam am Busbahnhof vorüber und erreichte eine Ladenzeile, die längst nicht mehr ihren ursprünglichen Zweck erfüllte, sondern in preiswerte Geschäftsräume für die Gerichtsklientel umfunktioniert worden war: professionelle Bürgen und Rechtsberatungsstellen in ehemaligen Ladenlokalen, genau wie die Vollzugsbeamtin gesagt hatte. In allen Beratungsstellen gab es Reihen von Schreibtischen, vor denen Stühle für die Klienten standen, und Wartebereiche hinter dem Eingang. Alle waren schmuddelig und primitiv eingerichtet. Überall stapelten sich Akten, und die Wände neben und hinter den Schreibtischen waren mit angeklebten und angehefteten Notizen übersät. Um zwanzig nach acht herrschte hier schon Hochbetrieb. In allen Beratungsstellen warteten geduldig kleine Gruppen von Leuten, und auf den Stühlen vor den Schreibtischen saßen sorgenvoll dreinblickende Klienten. Manche waren allein, aber die meisten hatten ihre oft kinderreichen Familien dabei. Und alle waren Hispanier, auch einige der Anwälte, aber insgesamt schien es ein bunt gemischter Haufen zu sein. Männer, Frauen, junge und alte, gut gelaunte und niedergeschlagene.

Er entschied sich für das einzige Etablissement, in dem vor einer Anwältin ein Stuhl frei war. Diese Beratungsstelle lag fast am Ende der Straße, und der Stuhl stand weit hinten im Raum. Die Anwältin war eine junge, etwa fünfundzwanzigjährige Weiße mit dichtem schwarzem Haar, das sie ziemlich kurz geschnitten trug. Sie war braun gebrannt und hatte statt einer Bluse ein weißes Bustier an. Ihre schwarze Lederjacke hing über ihrer Stuhllehne, und sie selbst verschwand fast hinter zwei hohen Aktenstapeln. Sie telefonierte gerade und war offensichtlich den Tränen nahe.

Reacher trat vor den Schreibtisch und wartete darauf, dass sie ihn mit einer Handbewegung auffordern würde, Platz zu nehmen. Das tat sie nicht, aber er setzte sich trotzdem. Sie taxierte ihn flüchtig, sah wieder weg. Sprach weiter ins Telefon. Sie hatte schwarze Augen und sehr weiße Zähne und sprach Spanisch mit Ostküstenakzent – so stockend, dass er das meiste mitbekam. Sie sagte: Ja, wir haben gewonnen. Dann: Aber er zahlt nicht. Er weigert sich einfach. Zwischendurch schwieg sie, hörte geduldig zu und wiederholte dann: Wir haben gewonnen, aber er zahlt trotzdem nicht.



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