In fremderen Gezeiten (German Edition) by Powers Tim

In fremderen Gezeiten (German Edition) by Powers Tim

Autor:Powers, Tim [Powers, Tim]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-12-09T23:00:00+00:00


Kapitel 15

Hurwood und Friend führten sie zurück zu der mit dunklem Sand bedeckten Ebene, wo sie sich die immer noch heißen Stiefel und Messer wiederholten, und dann benutzten die beiden Zauberer erneut die Lampe mit der geschnitzten Haube, um den Weg zurück zu der brennenden Fackel zu finden, die Hurwood im Sand hatte stecken lassen. Eine Weile später befanden sie sich wieder in der normalen Welt. Der düstere Dschungel Floridas wirkte jetzt auf Shandy beruhigend diesseitig, und er kostete die Gerüche des Sumpfs aus wie ein Mann, den man zu den grünen Wiesen seiner Jugend zurückgebracht hatte.

Nachdem er Davies und dem leer dreinblickenden Bonnett geholfen hatte, alle Fackeln zu entzünden, die Boote zurück in tieferes Wasser zu schieben und sie dort umzudrehen, nahm er Beth am Arm und führte sie über den federnden Moorboden zu dem Boot, das er und Davies benutzt hatten. »Ihr fahrt auf dem Rückweg mit uns«, erklärte er entschieden.

Hurwood hörte seine Worte und reagierte voller Leidenschaft, brachte aber einige Sekunden lang nur wahllose, infantile Vokale hervor. Als er sich dessen bewusst wurde, schloss er die Augen, konzentrierte sich und begann dann von Neuem. »Sie – wird – bei – mir – bleiben«, sagte er Shandy.

Hurwoods Beharrlichkeit erschreckte Shandy. Er hatte geglaubt, Hurwoods Plan durchschaut zu haben, aber jetzt schien es, als stecke mehr dahinter, als er vermutet hatte. »Warum?«, fragte er bedächtig. »Ihr habt jetzt keine weitere Verwendung mehr für sie.«

»Falsch, Junge«, stieß Hurwood mit erstickter Stimme hervor. »Habe hier – wie sagt man noch gleich? – bloß den Hahn gespannt. Werde den Schuss zur nächsten Jul… Weihnacht abfeuern. Margaret bleibt bei … ich meine … sie … das Mädchen bleibt in der Zwischenzeit bei mir.«

»R-richtig«, warf Friend ein, und seine vorspringende Unterlippe glänzte. »W-w-wir w-werden vor-vor-vor…« Er gab den Versuch zu sprechen auf und ruckte lediglich mit dem Kopf in Richtung des Bootes, in dem Bonnett bereits saß.

Plötzlich begriff Shandy, was Hurwood möglicherweise plante – und sobald ihm der Gedanke gekommen war, musste er wissen, ob er recht hatte. Er hatte keine Skrupel, Hurwood aufzuregen, und Beth schien sich bestenfalls geringfügig ihrer Umgebung bewusst zu sein. Daher hielt er ihr ohne Umschweife sein heißes Messer an die Kehle und bedeckte den größten Teil des Griffs mit der Hand, damit Hurwood nicht sah, dass sie nur die stumpfe Seite der Klinge am Hals hatte.

An die Stelle des triumphierenden Ausdrucks auf Hurwoods Gesicht trat sofort absolutes Grauen. Er fiel auf die Knie und sank dabei in einen der öligen Teiche. Dann starrten er und Friend Shandy wortlos an. Ihre Münder öffneten und schlossen sich immer wieder, ohne dass ihnen ein Ton über die Lippen gekommen wäre.

Shandy, dessen Befürchtungen bestätigt worden waren, grinste das entgeisterte Paar an. »Dann wäre das also geregelt.« Er zog sich vorsichtig durch das federnde Moor zurück und hielt den Blick auf die beiden Männer gerichtet, das Messer weiter an Beth’ Kehle. So brachte er sie zu dem Boot, wo der verwirrte Davies wartete.

Hurwood wandte sich mit einem flehentlichen Heulen an Schwarzbart.

Schwarzbart hatte dieses Drama im Fackelschein mit schmalen Augen verfolgt und jetzt schüttelte er langsam den Kopf.



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