In einer dunklen Zeit by Jean Plaidy (VIctoria Holt)

In einer dunklen Zeit by Jean Plaidy (VIctoria Holt)

Autor:Jean Plaidy (VIctoria Holt) [Holt), Jean Plaidy (VIctoria]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-08-18T16:00:00+00:00


V

Tamars Hochzeitsnacht brach herein.

Sie war jetzt dreiundzwanzig Jahre alt – alt genug zum Heiraten –, und die letzten drei Jahre waren ihr öde und ereignislos vorgekommen.

Sie war zwanzig gewesen, als sie von Bartles Tod hörte. Die Männer, die den Angriff überlebt hatten, berichteten, daß sie im Golf von Biskaya übermannt worden waren. An Bord der angreifenden Schiffe waren grimmige Piraten-Türken oder Algerier. Bartles Schiff war beschossen und geplündert worden, bevor es versenkt wurde. Ein solches Schicksal hatte er viele Male riskiert, und nun hatte es ihn ereilt.

An den Tagen darauf war sie wie betäubt gewesen. Sie konnte ihre Gefühle für Bartle nicht verstehen. Sie hatte ihn ingrimmig gehaßt, weil er sie so sehr gedemütigt hatte. Zweimal hatte er sie hinters Licht geführt, zweimal betrogen, und er hatte sie gnadenlos verspottet. Er war mindestens ebenso grausam wie die Männer, die ihn getötet hatten. Und doch … wie sollte sie ihre jetzigen Gefühle deuten? Warum verabscheute sie das klare, durchsichtige Wasser, das ihn verschlungen hatte? Warum schien es nichts Aufregendes mehr in ihrem Leben zu geben? Vielleicht, weil es niemanden mehr gab, der ihres Hasses würdig war?

Wenn ein Schiff einlief, war sie immer die erste unten am Kai. Er mußte einfach davongekommen sein. Er war zu jung, um zu sterben. Und es war ihr unmöglich, ihn sich tot vorzustellen.

Sie war rastlos und bedrückt. Es kam vor, daß sie nichts zu hören schien, wenn sie angesprochen wurde. Richard machte sich Sorgen um sie. Er vermutete, sie bereue es, Bartle nicht geheiratet zu haben.

Sie wollte es nicht wahrhaben, daß sie sich nach einem stürmischen, aufregenden Leben zusammen mit ihm sehnte. Es war die Ironie des Schicksals, daß sie ihn, hätte sie ihn geheiratet, vielleicht von dieser unglücklichen Reise hätte abbringen können.

Häufig ging sie zu den Tylers. Annis hatte einen weiteren Jungen bekommen, den sie auf Humility Browns Wunsch Restraint, also Bescheidenheit, genannt hatten. In alten Zeiten hätte Tamar darüber gelacht, denn der kräftige Junge, der gierig an der Brust seiner Mutter saugte, hatte einen wirklich unpassenden Namen erhalten. Aber ihr Sinn für Fröhlichkeit war beinahe völlig verlorengegangen.

Annis war an der Seite ihres frommen, treuen John eine zufriedene Frau. Es irritierte Tamar, eine solche Zufriedenheit zu sehen. Sie beneidete Annis um ihr Heim und ihre Kinder, genau wie sie Richard um seine Gemütsruhe und Humility Brown um seinen Glauben beneidete. Derartige Gefühle befremdeten sie, da doch ihr Leben noch vor kurzem nur aus Spaß und Aufregung bestanden hatte. Kurze Zeit nachdem Bartle fortgesegelt war, setzte Richard einen Plan in die Tat um, den er schon seit langem gehegt hatte. Es hatte ihm nie gefallen, den gebildeten Humility Brown als Gärtner arbeiten zu sehen. Deshalb hatte er beschlossen, ihm einen Teil seiner Vermögensverwaltung zu überlassen. Natürlich freute sich Humility Brown auf diese neue Aufgabe. Er durfte aus dem zugigen Schuppen, für den er zuerst so dankbar gewesen war, in ein Mansardenzimmer des Haupthauses umziehen.

Humility Brown wirkte plötzlich ganz verändert. Er strahlte vor Glück. Manchmal aß er zusammen mit Richard und Tamar, und bei einer dieser Mahlzeiten berichtete er über seine neu gewonnene Hochstimmung.



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