Im Zeichen der weissen Rose by Clynes Michael

Im Zeichen der weissen Rose by Clynes Michael

Autor:Clynes, Michael [Clynes, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-23T05:00:00+00:00


Kapitel 7

Wir kehrten in unsere Kammer zurück und verbrachten den Rest des Tages damit, uns für das Bankett vorzubereiten und Doktor Agrippa zu lauschen, der sich zu uns gesellt hatte. Er trug wieder seine übliche Jovialität zur Schau und machte unflätige Witze über den französischen und den schottischen Hof. Mein Meister hörte ihm nur mit halbem Ohr zu, er war viel mehr mit einem Stück Pergament beschäftigt, auf das er rätselhafte Worte schrieb, in einem Code, den ich nicht verstand.

Als die Sonne unterging, geleitete Agrippa uns in den Schloßhof hinunter, wo wir die Ankunft der anderen schottischen Lords beobachteten. Jeder von ihnen wurde von einer Gruppe furchterregender Männer begleitet, die bis an die Zähne bewaffnet waren mit Schwertern, Keulen, Dolchen und kleinen Schilden. Die meisten von diesen Männern waren Schotten, doch es befanden sich auch Söldner aus Dänemark, Irland und sogar aus Genua darunter. Die Große Halle war festlich hergerichtet worden. Ringsum waren hoch an den Wänden brennende Fackeln angebracht, die Tische waren mit weißen Leintüchern bedeckt, und es wurden nur Teller aus bestem Silber verwendet.

D’Aubigny hielt Hof auf seinem Sessel, der auf dem großen Podium stand. Er trug einen kostbaren goldfarbenen Mantel, der mit schwarzem Samt besetzt war, und darunter ein Wams aus blutroter Seide und schwarzweiße Hosen. Auf dem Kopf saß verwegen eine Mütze, die mit einer silbernen Brosche, welche die Form einer Lilie hatte, an seinen Haaren festgemacht war. Als er sich zu seinem Tischplatz begab, ertönten Trompeten, und dann wurde das Festmahl von den Dienern aufgetragen, die in einer langen Reihe Tablette mit dampfendheißem gebratenem Eberfleisch, Sülze, Rindfleisch, Stör, Fisch und Bechern mit gezuckerten Erdbeeren sowie unzählige Krüge verschiedenster Weine hereintrugen.

Wir saßen in der Nähe des Podiums zur Rechten von d’Aubigny; die Unterhaltung in dem eigenartigen Dialekt umspülte uns. Agrippa besorgte für uns das Reden. Ich langte zu und aß, als ob es kein Morgen mehr gäbe, während Benjamin von jemandem, der weiter unten in der Halle saß, fasziniert zu sein schien. Nach dem Mahl zeigte ein Italiener ein gekonntes Seilkunststück, und eine Gruppe von Mädchen führte einen lebhaften, wirbelnden Volkstanz vor, der sowohl den Zuschauern wie auch den Mädchen selbst das Blut vor Aufregung in die Wangen trieb, als sie ihre Beine schwangen und die Röcke hochlupften, so daß für jedermann sichtbar wurde, was darunter lag. Mir fiel auf, daß keine anderen Frauen zugegen waren, und später erfuhr ich, daß dies so Sitte war bei den Schotten. Das heißt nicht, daß sie ihre Frauen schlecht behandeln — es ist einfach so, daß beide Geschlechter ihre eigenen Wege gehen und sich die Damen der Edelmänner in eigenen Räumen zu treffen und zu erfrischen pflegen. Als das Bankett beendet war und d’Aubigny sich erhob, um sich zurückzuziehen, stand auch Benjamin auf und schlug Agrippas Einladung aus, noch eine Weile sitzen zu bleiben und zu reden.

Ich jedoch wollte schon gerne noch etwas verweilen. Eine der Tänzerinnen, ein Mädchen mit feuerrotem Haar, einer Haut, die so weich und weiß war wie Seide, und großen dunklen Augen, hatte es mir angetan.



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