Im Tal der Mangobaeume by Patricia Shaw

Im Tal der Mangobaeume by Patricia Shaw

Autor:Patricia Shaw [Shaw, Patricia]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
ISBN: 9783426500590
Herausgeber: Droemer Knaur
veröffentlicht: 2010-04-15T00:00:00+00:00


Ladjipiris Frau band ihm das Haar zurück und stutzte seinen langen Bart. Beim Anblick der vielen grauen Haare, die seine schwarzen durchzogen, weinte sie, aber ihm war bewusst, dass sie das nicht wegen ein paar grauer Haare tat. Sie hatte Angst und fürchtete sich, das anzusprechen.

»Du ziehst los und holst diese Jungen zurück. Sie werden merken, dass eine Wildschweinjagd schwieriger ist als gedacht. Schweinehaut ist noch härter als die von Kängurus! Das hättest du ihnen sagen sollen.«

Er nickte. Das hatte er durchaus, jedoch waren sie angesichts des bevorstehenden Abenteuers nicht zu bremsen gewesen. Und inzwischen waren sie Männer.

»Sag ihnen, dass wir kein Schweinefleisch brauchen. Fische gibt es genügend. Sag ihnen, dass sie zurückkommen sollen!«

Sie waren seit drei Tagen fort.

»Ich werde darauf bestehen.«

In der Nähe seiner Gunyah standen Woppa-bura-Frauen, stumm, besorgt. Es waren scheue Menschen. Ihre Sprache unterschied sich von der ihren. Sie hatten seit unzähligen Generationen auf dieser Insel gelebt, und ihr Wissen über das Festland beschränkte sich auf Handelsangelegenheiten. Sie lebten in Gunyahs, die sie aus jungen Bäumen und Teebaumrinde bauten und deren Fundamente aus Erde und Steinen bestanden. Ladjipiri erinnerte sich, dass seine Frauen von ihren neuen Behausungen sehr beeindruckt gewesen waren, als er sie hergebracht hatte.

Zwei Männer warteten auf ihn. Sobald er erschien, wandten sie sich um und machten sich auf den Weg zu der Stelle, von der aus ihre Söhne aufgebrochen waren.

Ladjipiri folgte ihnen, auch wenn ihm ihr Tempo zu langsam war. Er war an schnelle Überlandläufe gewöhnt, die Inselbewohner hingegen mussten keine langen Strecken zurücklegen. Dennoch war ihm stets bewusst, dass er und seine Familie Gäste in ihrem Land waren, folglich passte er sich geduldig ihrem Schritt an und hielt sich hinter ihnen.

Ein Boot mit einem geschnitzten Totem an der Spitze wartete bereits, größer und schneller als das, das seine Söhne genommen hatten. Er kannte es noch nicht. Die anderen Männer legten ihre Speere – keine Jagdspeere, denn sie waren kürzer und sehr scharf – auf den Boden des Bootes und ergriffen die Ruder, Ladjipiri setzte sich hinter sie, und binnen weniger Minuten steuerten die erfahrenen Ruderer das Boot über die Bucht. Ladjipiri hoffte wider alle Hoffnung, er würde seine Söhne und deren Freunde bei einem fröhlichen Ausflug entdecken.

Aber es sollte anders kommen. Als sie sich dem Strand näherten, entdeckten ihre scharfen Augen das zertrümmerte Kanu, das an einen schmalen Strand angespült worden war, und sie ruderten darauf zu.

»Glaubt ihr, es ist umgekippt und hat sie ins Meer geworfen?«, fragte Ladjipiri nervös, als sie hingingen, um es sich genauer anzusehen.

»Nein. Der Bootskörper wurde zertrümmert«, erhielt er zur Antwort.

Besorgt drangen sie in den Busch ein, waren jedoch noch nicht weit gekommen, als ihnen der Geruch entgegenschlug.

»Riecht so, als läge hier irgendwo ein Kadaver«, erklärte Ladjipiri mit hämmerndem Herzen.

Er gab den anderen ein Zeichen zu warten, hob seinen Speer und bewegte sich vorwärts. »Könnte sein, dass sich ein Dingo darüber hermacht.«

Dingos hatten sich darüber hergemacht. Es war eine Leiche. Er musste würgen und torkelte zurück, während sich seine Freunde an ihm vorbeischoben.

Ein Mann stieß einen Schrei aus. Sein Sohn lag dort tot in dem sandigen Buschwerk, das Gesicht noch erkennbar.



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