Im Schatten des Blutmondes by Andreas Groß & Hans-Peter Schultes

Autor:Andreas Groß & Hans-Peter Schultes [Groß, Andreas & Schultes, Hans-Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saphir im Stahl
veröffentlicht: 2013-10-04T22:00:00+00:00

11.

Schritte schwerer Kampfstiefel, die laut auf dem steinernen Boden widerhallten, rissen Gainas aus seinem leichten Schlaf. Er hatte es sich auf einer Liege in der Halle bequem gemacht, um endlich ein paar Stunden zu ruhen.

Er sah, wie Arwed, einer der jungen Männer, die vor der Mission zusammen mit Arahad gerade erst zum Krieger erhoben worden waren, durch den langen Saal lief und vor Hernak stehen blieb, der sich an einem Kaminfeuer die Hände wärmte.

Was trieb den jungen Gutani zu dieser Eile an? Neugierig schlüpfte Gainas in seine Stiefel, schnappte sich seinen Waffengurt und trat an die beiden Männer heran.

„Kriegsherr! Erkmar verlangt nach dir“, stieß Arwed atemlos hervor. „Draußen, vor den Mauern. Er sagt, dass Eile geboten ist.“

Gainas spürte regelrecht den brodelnden Zorn, der in Hernak aufbrandete. Der alte Mann bat nicht, nein, er befahl Hernak förmlich zu sich. Erkmar hatte einst mit dem Kriegsherrn in der Uriadh des Stammkönigs gedient. Für den alten Krieger war Hernak noch immer nicht mehr als ein Gefolge. Der Treueid band Erkmar an Wigmar und an Ragna. Und die Krieger, die Ragna zum Schutz Arahads auserwählt hatten, waren Erkmar blind ergeben. Der Bulle von Halga würde in den Augen Erkmars niemals vertrauenswürdig genug sein.

Hernak richtete seine stechenden schwarzen Augen auf den jungen Krieger und schluckte seinen Zorn hinunter. „Was ist so wichtig, dass Erkmar ohne meine Anwesenheit nicht klarkommt. Ist es wieder zu einem Streit mit den Skilurern gekommen?“

„Nein, Herr, ein Bote der Nachtschatten ist eingetroffen.“

Überrascht neigte Hernak sein helmloses Haupt. „Bei Durgas Brüsten, die Nachtschatten werden doch nicht einen neuen Shan gefunden haben?“

Gainas fühlte eine wachsende Unruhe. Er konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Machtkampf schon entschieden war.

„Leider kann ich dies nicht beantworten. Der Bote erklärte nur, dass die Seras das Erscheinen der Gutani wünschen.“

„Das könnte nichts Gutes verheißen“, sagte Hernak nachdenklich.

„Die Seras sollen sieben Frauen und Männer sein. Vielleicht treffen sie ihre Entscheidungen jetzt gemeinsam?“ Auf Gainas Gesicht lag ein zweifelnder Ausdruck.

„Dies könnte zumindest die Erklärung dafür sein, warum wir in den Palast kommen sollen“, erwiderte Hernak und eilte an dem verdutzten Arwed vorbei aus der Halle hinaus und auf das innere Tor zu. Der junge Krieger hatte Mühe, mit den raumgreifenden Schritten Hernaks Schritt zu halten.

Erkmar wartete bereits mit zwei Dutzend schwer bewaffneten Kriegern, den Helm in der linken Hand, vor dem Tor. Nur Gainas, der Erkmar fast so lange kannte wie Hernak, konnte erahnen, wie es hinter der Stirn des alten Kämpen aussehen mochte.

Hernak erfasste schnell, dass ihm keine Zeit bleiben sollte, seine eigene Uriadh zu rufen. Er war sich sicher, dass Erkmar ihm deutlich machen wollte, dass er als Schwertträger Wigmars das Vorrecht besaß, mit Hernak die Gutani vor die Nachtschatten zu führen.

Hernak würde sich jedoch keine Blöße geben. Selbstzufrieden warf er einen Blick auf die Schar der Krieger, die ihm schneller als erwartet, waffenklirrend aus der Halle gefolgt waren. Er musste nicht lange darüber nachdenken, wen er sich als Begleitung erwählen würde. Suarta straffte sich unwillkürlich, als wartete er nur darauf, dass Hernak seinen Namen nannte, aber Hernak kannte

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