Im Schatten der Pineta by Marco Malvaldi

Im Schatten der Pineta by Marco Malvaldi

Autor:Marco Malvaldi [Malvaldi, Marco]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 9783492952170
Herausgeber: Piper Taschenbuch
veröffentlicht: 2012-07-10T18:29:48+00:00


Sieben

Als Massimo um halb drei, zwei Stunden später, zurückkam, dümpelte die Bar in der allgemeinen Trägheit vor sich hin, die sich wie stets nach dem Mittagessen breitmachte. An den Tischen im Freien malträtierten groß gewachsene Holländer und bebrillte Deutsche ihre Speiseröhren mit gefährlich dampfendem Cappuccino, den sie mit nahezu religiöser Andacht tranken. Nur hin und wieder wechselten sie einen blauäugigen Blick, ohne kaum die Lider zu heben, wie um zu sagen: Boah, ist das heiß.

Holländer, dachte Massimo. Früher blieben sie brav zu Hause. Nur ja nicht die Grenzen überschreiten, lautete damals die Devise. Doch seit einigen Jahren sah man hier, wohin man auch blickte, plötzlich lauter Autos mit gelben Nummernschildern und Dachsarg. (Alle, ausnahmslos. Und wer keinen hatte, dem drohte als Strafe wahrscheinlich eine Zahlung in Naturalien in Form eines gigantischen Käses.)

Drinnen hingegen brachten die Einheimischen den peristaltischen Prozess auf angenehmere Weise in Gang, und zwar mit einem Ritual, an dem man seit jeher die Italiener in einer Bar erkennen und dem man zu jeder Tages- und Nachtzeit überall auf dem Stiefel frönen kann, ohne mit den crucchi in eine Schublade gesteckt zu werden.

Mit anderem Worten: Sie tranken einen Espresso.

Die BarLume hatte zehn verschiedene Kaffees auf der Karte, denn als Italiener und obendrein Mathematiker schätzte Massimo dieses Getränk nicht nur außerordentlich, sondern war geradezu vernarrt darin: von einem Arabica aus handwerklicher Röstung, den er sich aus einer Rösterei in Seravezza kommen ließ (und den er jedem servierte, der einfach nur einen »caffè« bestellte), bis zu einem Caracolito aus kleinen, aromatischen Bohnen, der zu seinem Leidwesen nicht immer erhältlich, auf den er aber so stolz war, als hätte er ihn selbst produziert.

Nachdem er hinter den Tresen geschlüpft war, rief er Tiziana zu: »Alles klar?«

»Alles klar. Und bei dir?«

»Auch. Wir müssen vor dem Eingang Platz für den Krankenwagen machen.«

»Was?«

»Für den Krankenwagen. Gleich klappt uns einer dieser Westgoten wegen Verdauungsstörungen zusammen, weil er um halb drei nachmittags kochend heißen Cappuccino trinken muss. Über kurz oder lang wird es passieren, wirst sehen.«

»Ach, das ist doch eine fixe Idee von dir. Du kommst mir vor wie meine Mutter. ›Das ist nicht gut für die Verdauung, das macht Blähungen, das bringt Unglück …‹ Kannst du die Leute nicht einfach tun lassen, was sie wollen?«

»Nein, nicht hier. In anderen Bars von mir aus. Wenn hier jemand in der größten Mittagshitze einen Cappuccino bestellt, muss man ihn höflich, aber bestimmt darauf hinweisen, dass, auch wenn wir seinen Mut zu schätzen wissen, wir ihm nicht erlauben, seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Sieht er es ein, wunderbar, besteht er dennoch darauf, soll er sich seinen Cappuccino bei Pennone machen lassen, dann ist er bei seinem Ableben wenigstens am Strand und glücklich und zufrieden.«

»Donnerwetter, hast du eine schlechte Laune. Fusco hat dich doch nicht auf die Liste der Verdächtigen gesetzt, oder?«, fragte Tiziana und leerte die Aschenbecher aus.

Klar, dachte Massimo, natürlich musste Ampelio, bevor er nach Hause gegangen ist, noch alles ausposaunen.

»Ach was. Der Idiot.«

»Mir kannst du’s ruhig sagen, warum du nicht glaubst, dass der Messa es gewesen ist.«

»Nein.«

»Meinst du



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